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Freundliche Übernahme. Touristen aus Hongkong im Potsdamer Park von Sanssouci

© Bernd Settnik/dpa

Matthies meint: Berlin den Chinesen!

Sie bringen Geld ins Land, verbrennen deutschen Müll, machen europäischen Fußball: Chinesen sind längst keine "Gelbe Gefahr" mehr, sondern ein Glück - von dem auch Berlin profitieren könnte.

Kann sich hier noch jemand daran erinnern, was wir früher mit der „Gelben Gefahr“ gemeint haben? Es war die Furcht davor, dass zirka eine Milliarde Chinesen irgendwann genug vom eigenen Land haben und sich nach Mitteleuropa aufmachen könnten. Was die Leute dann hier tun würden, war zwar in den Visionen nicht genau beschrieben, lief aber allgemein darauf hinaus, dass sie dem deutschen Mann Frau, Kind und D-Mark wegnehmen und seinen Hund im Wok braten würden – es klang jedenfalls alles ziemlich unangenehm.

Seither sind viele Jahrzehnte ins Land gegangen. Die Chinesen sind geschätzte Touristen mit viel Geld, und sie tun jetzt genau das Gegenteil dessen, was wir einst befüchtet hatten: Frau, Kind und Hund bleiben unversehrt, und das Geld schaffen sie nicht weg, sondern gehen shoppen ohne Ende. Sie wollen den Roboterbauer Kuka, haben den weitgehend vergessenen Flughafen Hahn draußen in der Eifel schon gekauft, ja sogar ein Helmstedter Müllunternehmen hat chinesische Eigentümer. Helmstedt? Man würde nicht vermuten, dass das ganze Städtchen die anderthalb Milliarden Euro wert ist, die da geflossen sind.

Und dann, natürlich, der Fußball. Wer immer in Europa einen anständigen Fußballklub besitzt, der muss jeden Morgen eine Stunde lang Offerten lesen. Dennoch ist die Meldung, dass ein chinesischer Konzern gerade 70 Prozent von Inter Mailand übernommen hat, für Uneingeweihte irgendwie seltsam. Eine Firma, die nichts Greifbares produziert – nicht mal besonders viele Tore –, weckt geschäftliches Interesse in China? Andererseits war der bisherige Mehrheitseigner ein Indonesier, da ist offenbar schon früher allerhand durcheinandergeraten.

Für den Fußball ist das irgendwie seltsam. Gerade setzen wieder alle auf die große nationale Euphorie, fast jeder möchte den echten Berliner Jungen Jérôme Boateng als Nachbarn haben – aber gleichzeitig stellt sich heraus, dass viele dieser Stars leitende Angestellte globaler Unternehmen sind, deren Ziele nur zu ahnen sind. Im Fall der Chinesen raunen Eingeweihte, dass die Strategie so ähnlich angelegt sei wie bei den Windrädern: Plötzlich sind sie Weltmeister.

Da hätten wir in Berlin ja auch noch was herumliegen. Hallo, Schanghai: Der Flughafen Hahn? Geht’s noch? Viel wichtiger, größer, bedeutender ist unser Metropolen-Flughafen BER, der eine Geldspritze gut brauchen kann. Sagen wir... fünf Milliarden? Wir müssen verrückt sein: Dafür gibt es Hertha BSC noch obendrauf. Bitte? Eisern Union auch? Das wird allerdings verdammt schwer werden.

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