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Was spricht sich leichter aus? Merkel oder Schulz?

© dpa

Matthies meint: Die CSU und der Panzerkreuzer Hermann

Was ist leichter auszusprechen: Merkel oder Schulz? Eine neue Studie über die Wirkung von Namen erklärt vielleicht auch die Personalie Göring-Eckhardt. Eine Glosse.

Wer einen leicht auszusprechenden Namen hat, der gilt als besonders vertrauenswürdig. Das jedenfalls haben Sozialpsychologen der Universität Köln jetzt bei einem Spielexperiment herausgefunden. Wer beispielsweise Müller heißt, dem vertrauen andere deutlich mehr Geld an als anderen, die Tverdokhleb oder Schrothenkroether heißen. Eine harmlose Entdeckung – aber auch die Erklärung für viele Personalien in der deutschen Politik: Was wäre leichter auszusprechen als die Namen Merkel oder Schulz? Und warum hakt es so bei Riexinger, Göring-Eckardt und Özdemir?

Möglicherweise war die CSU schon vorab informiert, als sie jetzt im Sinne dieser Erkenntnis den wunderbar auszusprechenden Joachim Herrmann zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl kürte. Das ist ein wichtiges Amt, denn es bedeutet ungefähr: Der Mann wird Bundeskanzler, wenn die CSU die stärkste Fraktion im Bundestag zusammenbringt. Was allerdings zumindest voraussetzt, dass absolut jeder einzelne Bayer für ihn stimmt, Frauen und Kinder inklusive. Und dann reicht es noch lange nicht.

Und wie ist das Mit Herrmann?

Herrmann hat also genau genommen keine Chance, doch er nutzt sie konsequent. Am Montag wurde bereits ein martialischer Ausruf kolportiert, der eigentlich nur mit dem Bierzelt-Bonus für zugespitzte bajuwarische Rustikalität erträglich klingt: „Jetzt ziehen wir in die Schlacht!“ Wenn er tatsächlich zieht, dann mit der ganzen Wucht seines Rufs: „Panzerkreuzer Potemkin“ nennen ihn seine Anhänger – auch das blieb aus diesem Anlass nicht unerwähnt.

Was nun allerdings Fragen aufwirft. Denn das besagte Schiff wurde ja berühmt durch die Meuterei auf ihm, als nämlich 1905 die Matrosen relativ blutig das Kommando übernahmen und Odessa ansteuerten, wo sie allerdings, anders als erhofft, nicht in die Arbeiteraufstände eingriffen. Dann schwamm der Pott sinnlos durch die russische Geschichte, bis er 1919 von zaristischen Offizieren versenkt wurde, die ihn nicht den Bolschewiken überlassen wollten.

Was sagt das jetzt über Herrmann aus? Ist er ein imposantes, aber nutzloses Schiff? Oder meinen seine Anhänger womöglich eher die Potemkinschen Dörfer, jene Pappkulissen, mit denen der Gouverneur P. seiner Zarin angeblich blühende Dörfer vorspiegeln wollte? Potemkin, so viel ist klar, hätte in Deutschland keine Chance auf Vertrauen, nicht mit dem Namen. Aber auch Panzerkreuzer Herrmann zieht ohne echte Aussichten in die Schlacht.

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