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Das Interesse an der Jagd nimmt zu. Auch mehr Frauen und junge Leute büffeln für den Jagdschein.

© Bernd Thissen/dpa

Matthies meint: Schießen und genießen

Die Zahl der Teilnehmer an der Jagdprüfung hat sich in den letzten neun Jahren verdoppelt. Auch die Frauenquote wächst. Was unser Kolumnist dazu sagt. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Kennen Sie das „Grüne Abitur“? Mit diesem ganz und gar herzigen Begriff wird neuerdings der Jagdschein umschrieben, das Recht, den Wald mit der Flinte auf essbare Tiere durchzusehen.

Abitur, klar, da hat jemand an Jägerlatein gedacht, und schon war dieses hochprofessionelle Wording fertig. Der bekannteste Grünabiturient des vergangenen Jahres ist übrigens Christian Lindner, der den Absch(l)uss im Mecklenburgischen geschafft hat, auf einem Gut, das mit dem Slogan „Shoppen, schießen und genießen“ wirbt. Sie haben dort auch ein großes Schießkino.

Nein, keine Sorge, hier geht es nicht um die ollen Kamellen der FDP. Sondern um die taufrische Meldung, dass die Zahl der Teilnehmer an der Jagdprüfung sich von 2009 bis 2018 verdoppelt hat, auf über 20.000.

Jeder fünfte Azubi, das hat sich wohl nicht geändert, scheitert dabei, weil er zum Beispiel die Trauerente mit der falschen Schrot-Körnung anspricht oder dem Schalenwild auf den Pinsel geht.

Die Frauenquote der Jung-Jäger steigt, liegt bei einem Viertel, und die Jungjägerbefragung, ja, des Deutschen Jagdverbands hat ergeben, dass drei Viertel der Azubis gern in der Natur sind. 54 Prozent sehen ihr Tun als Beitrag zum angewandten Naturschutz, und die Jüngeren sind häufig dabei, weil auch der Vater schon dem Waidwerk verfallen war.

Jährlicher Zuwachs um 16.000 bewaffnete Jungjäger

Gern in der Natur, gut. Es wäre auch ein Wunder, würde ein Prüfling mitteilen, er hasse den Wald wie die Pest und mache das nur, weil es verboten sei, auf die Fleischtheken der Supermärkte zu schießen.

Dennoch ist die Vorstellung irgendwie unheimlich, dass in Deutschland jährlich um die 16.000 bewaffnete Jungjäger zusätzlich auf Flora und Fauna losgelassen werden, hier ein wenig den Wald hegen, dort einen Keiler aufbrechen, und das alles vermutlich meist mit dem waidgerechten SUV; müssen wir fürchten, dass der heisere Ruf des Uhu-Weibchens auf zu viel Stickoxid am Waldparkplatz zurückgeht?

Ach, die Jagd wandelt sich, wird ökologischer, zeitgeistiger. Gibt es ihn schon, den Bund Veganer Jäger*innen? Um eins ganz klarzustellen: Wir wollen hier um Dianas Willen nicht den ehrbaren Jägerstand verspotten. Schon, um nicht auf Christian Lindners Abschussliste zu geraten.

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