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Ein Polizeiwagen ist in Berlin abhanden gekommen - kurzzeitig.

© Paul Zinken/dpa

Matthies meint: Wie sich die Berliner Polizei selbst ein Auto klaute

Die Posse um einen verschwundenen Streifenwagen zeigt: Die Kommunikation der Polizei ist nicht ganz so superduper, wie man glauben möchte. Eine Glosse.

In jedem anständigen Terroristen-Thriller kommt nach drei Vierteln die Stelle, wo die Bösen die massiven Sicherheitsmaßnahmen der Polizei überwinden müssen. Sie tun das gewöhnlich, indem sie einen Rettungs- oder Streifenwagen mitsamt Uniformen kapern und später einfach ohne Kontrolle durchgewinkt werden; anschließend folgt das große blutige Krachbumm. Und diese Szene kommt in einschlägigen Filmen immer wieder vor, obwohl wir den Polizisten vom Sofa auch immer wieder zurufen: „Leute, passt auf, das ist doch der älteste Trick der Welt!“

Als also die Berliner Polizei am vergangenen Sonnabend einen Streifenwagen vermisste, dürften sich viele Beamte im falschen Film gewähnt haben. Einer sagte dann garantiert auch sofort: „Und nächste Woche kommt Erdogan!“, na, es braucht nicht viel Phantasie, um sich die leichte Panik auszumalen, die im ohnehin gestressten Apparat ausbrach.

Dann begann man nun, intern nach dem Auto zu fahnden, Tank- und Transponderkarte wurden gesperrt. Erst Donnerstag, als Erdogan vermutlich schon im Anflug war, schickte der Lagedienst eine Warnmail an alle Polizeidienststellen. Draußen in den Revieren gibt es viele Beamte, die auch schon mal einen Terror-Thriller gesehen haben und nun ins Schwitzen gerieten.

Der Fahrdienst hatte vergessen, das Auto in der Werkstatt aus der Liste auszutragen

Donnerstagmittag war die Sache erledigt: Der Fahrdienst, der den Wagen aus der Kreuzberger Werkstatt nach Zehlendorf brachte, hatte vergessen, ihn in der Werkstatt aus der Liste auszutragen, das war alles. Aber nicht ganz, denn die Entwarnung benötigte nun noch einmal einen Tag, um unten anzukommen, wo Tausende von Polizisten misstrauisch nach einem VW Touran in Schurkenhand Ausschau hielten; mancher hat wohl Freitag erst per Twitter von der Lösung erfahren.

War was? Sagen wir: Gut, dass das es ein Fehlalarm war, eine Übung wider Willen, die als gescheitert gelten darf. Aber gerade aus gescheiterten Übungen lassen sich faszinierende Schlüsse ziehen wie hier zum Beispiel jener, dass die Kommunikationswege der Berliner Polizei nicht ganz so superduper sind, wie es der gewöhnliche Bürger annimmt. Dass die Behörde sich selbst ein Auto klaut, mag passieren, und auch, dass das nicht sofort auffällt. Aber es sollte doch irgendwie zu schaffen sein, dass jeder im Dienst befindliche Polizist unumgängliches Wissen sofort aufschnappen kann – und nicht erst per Zufall über Twitter.

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