zum Hauptinhalt
Mit Narrenkappe: Der bayerische Finanzminister Markus Söder und der Präsident des Aachener Karnevalvereins Werner Pfeil.

© Sven Hoppe/dpa

Matthies meint: Ziemlich tierischer Ernst

CSU-Kronprinz Markus Söder bekommt den karnevalistischen Orden wider den tierischen Ernst verliehen. SPD und Grüne sind zu ernsthaft empört, meint unser Kolumnist.

Himmel, an diesen Söder werden wir uns gewöhnen müssen. Der geht nicht wieder weg, nur weil uns die CSU nicht passt, der ist gekommen, um zu bleiben. Denn warum sonst sollte einer unentwegt und unter Schmerzen den Eindruck erzeugen, dass noch die wildesten inhaltlichen Totalwenden seines Parteivorsitzenden Ausdruck lupenreiner demokratischer Konsequenz sind?

Gutes Anzeichen für ein Karrierehoch: Markus Söder, Bayerns Finanzminister und Kronprinz, wird am heutigen Sonnabend in Aachen mit dem Orden wider den tierischen Ernst dekoriert. Den verleihen Karnevalisten, die wir hier im Nordosten nie so richtig verstehen – aber was könnte in diesen Zeiten wichtiger sein, als nicht ständig dem tierischen Ernst anheimzufallen?

Söder, lesen wir in der Begründung, könne „nicht nur politische Gegner, sondern auch sich selbst humorvoll auf die Schippe nehmen“. Hm, stimmt so weit – es gibt bedeutend verbissenere, weniger souveräne Akteure. Aber dummerweise ist Söder ein Polarisierer und wurde alsbald mit dem tierischen Ernst seiner Gegner konfrontiert.

Denn er hatte nach den Anschlägen von Paris vorlaut gesagt, was heute ganz offensichtlich Konsens bis ins halblinke Lager ist und vermutlich auch von Angela Merkel zumindest leise gedacht wird: Man dürfe keine illegale oder unkontrollierte Zuwanderung mehr zulassen. Und dafür wurde er bestraft: Die SPD sagte die Teilnahme an der Ordensverleihung ab, obwohl heute sogar ihr Vorsitzender den Zuzug von Flüchtlingen begrenzen will. Und der Laudator, Anton Hofreiter von den Grünen, warf den Job empört hin: „Widerliche Hetze zur eigenen Profilierung“.

Ja, nun haben sich alle in ihren Schützengräben verbuddelt und kommen nicht wieder raus. Eine Ansage wie „Wir haben da eventuell ein bisschen überreagiert“ ist nicht laut geworden, und was Anton Hofreiter angeht, klar, er hat Claudia Roth im Nacken, da ist ohnehin wenig zu erwarten.

Im vergangenen Jahr ist bei der Ordensverleihung übrigens Sahra Wagenknecht aufgetreten, und zwar in einer Überraschungsrolle als Prinzessin Leia. Von Protesten wurde nichts bekannt, obwohl es da in ihrer politischen Biografie sicher allerhand Anlässe gäbe. Möglicherweise ist das der heilende tierische Unernst von „Star Wars“?

Markus Söder könnte also eventuell als Darth Vader punkten. Und Anton Hofreiter, inkognito, als der haarige Chewbacca.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false