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Politik: Meck-Wein

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es gibt zweifellos spannendere Lektüre als die Tagesordnung des Bundesrats. Aber der Beruf bringt es nun mal mit sich, dass man diese Liste mit Dutzenden Tagesordnungspunkten in angemessener Gewissenhaftigkeit anschaut.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es gibt zweifellos spannendere Lektüre als die Tagesordnung des Bundesrats. Aber der Beruf bringt es nun mal mit sich, dass man diese Liste mit Dutzenden Tagesordnungspunkten in angemessener Gewissenhaftigkeit anschaut. Gesetze gestalten schließlich unser Dasein, und so ist die Tagesordnung nichts anderes als der Blick ins pralle Leben. Zum Beispiel ist da die Elfte Verordnung zur Änderung der Weinverordnung. Klingt profan. Doch versteckt sich dahinter ein epochales Werk. Denn mit dieser Verordnung betritt das gemeinhin als Land der Schnapstrinker bekannte Mecklenburg-Vorpommern eine höhere Stufe der Zivilisation. Im Ernst, Meck-Pomm wird Weinland. Kein großes, ja doch. Aber immerhin. 7000 Rebstöcke soll es dort auf gut drei Hektar geben, in Rattay im Stargarder Land. So wird künftig, wenn der Bundesrat nichts dagegen hat, Deutschlands jüngste Weinbauregion heißen. Werbeträchtig wird es auch die nördlichste sein.

Es ist übrigens nicht der erste Versuch mit Weinbau in Mecklenburg. Im Mittelalter war er durchaus verbreitet im Norden. Im 16. Jahrhundert probierte es Herzog Heinrich V. noch einmal, im 18. Jahrhundert gab es einen weiteren Versuch. 1999 begann der neue Testlauf, und nun wird per Gesetz also Mecklenburg zur Weinregion, damit ihn die Rattayer Winzer auch verkaufen dürfen und nicht alleine trinken müssen. Bald wird wohl die mecklenburgische Landesvertretung in Berlin zum Verkostungsabend laden. Spätestens dann wird man auch hinter den Linden wissen, ob im Fall des Stargarder Landes jener Kenner Recht hat, der einmal behauptete, der Genuss von Weinen aus bestimmten deutschen Regionen sei eine eher ernüchternde Erfahrung.

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