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Altkanzler Gerhard Schröder umarmt beim Abendempfang des Russlandtages Erwin Sellering, den Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern.

© dpa

Mecklenburg-Vorpommern: Gerhard Schröder verteidigt Russlandtag

Heute beginnt in Warnemünde der umstrittene Russlandtag des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Kritiker beklagen, damit werde Russlands Präsident Putin unnötig aufgewertet. Altkanzler Gerhard Schröder verteidigt die Veranstaltung.

Altkanzler Gerhard Schröder hat den umstrittenen Russlandtag des Landes Mecklenburg-Vorpommern verteidigt. Vor seiner Rede am Mittwoch sagte der Sozialdemokrat am Rande der Eröffnungsfeier des Wirtschaftstreffens in Warnemünde am späten Dienstagabend: „Wir müssen gesprächsbereit bleiben, und wir müssen versuchen, einander zu verstehen, begreifen, was den anderen interessiert. Wir brauchen einander und dürfen die Beziehungen deshalb nicht aufgeben, sondern müssen sie entwickeln.“

Auch der frühere Wirtschaftsminister und ehemalige Sozialdemokrat Wolfgang Clement ist über seine Tätigkeit beim Ostinstitut Wismar beim Russlandtag in Rostock-Warnemünde vertreten. Er sagte Tagesspiegel.de: „Es ist wichtig und richtig, dass Gerhard Schröder mit seinen Mitteln versucht, den Kontakt zu Putin zu halten.“

Der 70-Jährige Gerhard Schröder ist der Hauptredner des Wirtschaftstreffens, das im Vorfeld wegen des Ukraine-Russland-Konflikts in die Kritik geraten war. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) hatte den Russlandtag aber immer wieder verteidigt und am Dienstagabend im Kurhaus von Warnemünde mit einer Rede eröffnet.

Sellering sagte, „uns ist allen bewusst, dass dieses Wirtschaftstreffen in politisch schwierigen Zeiten stattfindet. Der Konflikt um die Ukraine stellt eine schwerwiegende Belastung für die bisherige Partnerschaft dar.“ Sellering betonte, das Treffen solle auch dazu beitragen, dass „sich dieser Konflikt nicht weiter verschärft, sondern dass wir über gute Gespräche und Verhandlungen zu konstruktiver Partnerschaft zurückfinden“.

Erwin Sellering betont Wirtschaftsbeziehungen seines Bundeslandes mit Russland

Der SPD-Ministerpräsident betonte ebenso wie der Gouverneur des Leningrader Gebiets, Aleksander Jurjewitsch Drosdenko, dass das Treffen nicht dazu gedacht sei, politische Lösungen für den Konflikt zu finden. Wörtlich sagte Sellering: „Wir sollten uns nicht damit überfordern, dass wir hier bei diesem Wirtschaftstreffen politische Statements oder Forderungen an die andere Seite richten.“ Stattdessen betonte Sellering die wichtigen Wirtschaftsbeziehungen seines Bundeslandes nach Russland.

Eines der wichtigsten russischen Unternehmen ist die Gazprom-Tochter Nord Stream, deren Aufsichtsratschef Gerhard Schröder ist, und deren Ostseepipeline in Lubmin anlandet, „durch die Deutschland direkt und verlässlich mit russischem Erdgas versorgt wird“, wie Sellering sagte. Russland ist mit einem Volumen von über 600 Millionen Euro der mittlerweile zweitwichtigste Außenhandelspartner von Mecklenburg-Vorpommern. Die krisengebeutelten Werften sind vollständig in russischer Hand und benötigen Aufträge auch aus Russland, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt.

Kritiker des Treffens sehen die Position von Putin unnötig aufgewertet

Nach Ansicht der Kritiker wird die Position von Russlands Präsident Wladimir Putin durch das Treffen in Rostock unnötig aufgewertet. Der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, hatte deshalb kürzlich im Tagesspiegel gesagt: „Es wäre absurd, dass Mecklenburg-Vorpommern die Wirtschaftskontakte intensivieren will, während die Europäische Union mit Sanktionen versucht, Putin Einhalt zu gebieten.“

Bevor die Wirtschaftsgespräche am Mittwochmorgen beginnen sollten, saßen die rund 400 geladenen Gäste im Hotel Neptun unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammen und aßen Kürbissuppe und Rind in Holundersoße. Manch ein Teilnehmer allerdings stöhnte aufgrund des sehr „nostalgischen Ortes“. Zu DDR-Zeiten war das Hotel Neptun eine Stasi-Hochburg, IM’s gingen hier ein und aus. Ein IM, Empfangschef im Neptun, wurde später Direktor des legendären Hotels Adlon in Berlin und musste, als er enttarnt worden war, seinen Job aufgeben.

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