Die Erwartungen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan an Papst Franziskus standen im Mittelpunkt türkischer Presseberichte über den bevorstehenden Besuch des Kirchenoberhaupts am Freitag. Erdogan werde den Papst aufrufen, „gemeinsam die Islamophobie zu stoppen“, berichtete die bürgerliche Zeitung „Hürriyet“ auf der Titelseite. Franziskus war am Freitagmorgen zu einer dreitägigen Türkei-Reise aufgebrochen.
Gemeinsam gegen Islamophobie
Erdogan wolle in seiner Begegnung mit dem Papst betonen, dass der Islam ungerechterweise mit Gewalt in Verbindung gebracht werde, so „Hürriyet“. Auch Fehler der christlichen Welt hätten zum Aufstieg von islamistischen Terrororganisationen wie Al-Kaida oder „Islamischer Staat“ beigetragen. Das Blatt „Vatan“ äußerte die Erwartung, werde auf einen Missbrauch der Religion durch den „Islamischen Staat“ eingehen.

"Papst-Alarm"
Auch die hohen Sicherheitsvorkehrungen für den Papstbesuch wurden von der Presse beleuchtet. Auf der Titelseite der regierungsfreundlichen „Aksam“ war von einem „Schutzring“ der Sicherheitskräfte in Ankara und Istanbul die Rede. Die Boulevardzeitung „Posta“ verglich die Sicherheitsmaßnahmen mit den strengen Vorschriften eines Ausnahmezustandes. Die regierungstreue „Takvim“ sprach von einem „Papst-Alarm“.
„Botschafter des Satans“
Die islamistische Presse äußerte offen ihre Abneigung gegen den Papst. „Sei nicht willkommen“, titelte die Zeitung „Milli Gazete“, das Sprachrohr der islamistischen Glückseligkeitspartei (SP). Die ebenfalls islamistische „Yeni Akit“ zitierte Papstattentäter Ali Agca mit den Worten, Franziskus sei ein „Tyrann“ und der „Botschafter des Satans“. Agca hatte im Jahr 1981 auf dem Petersplatz den damaligen Papst Johannes Paul II. mit mehreren Schüssen verletzt.
Der heute 56-jährige Agca hat in den vergangenen Jahren schon häufiger mit bizarren Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht; unter anderem bezeichnete er sich selbst als Messias. Die Bilder von Johannes Paul II., der Agca in seiner Zelle besuchte und ihm seine Tat vergab, gingen um die Welt.
traditionelle Kontroverse
Der Papstbesuch führt nahezu traditionell zu Kontroversen in den türkischen Medien. Die liberale Tageszeitung „Milliyet“ hatte 2006 beispielsweise vor einer "PR-Katastrophe" gewarnt, wenn die Presse den Papst nicht gebührend empfange: „Wir müssen unsere Gastfreundschaft unter Beweis stellen.“
Als Papst Benedikt XVI. am 12. September 2006 in seiner Rede an der Universität zu Regensburg ein islamkritisches Zitat des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaeologos brachte, brach in der islamischen Welt ein gewaltiger und gewalttätiger Sturm der Entrüstung los, dem auch Menschenleben zum Opfer fielen. (kau/mit/bju)
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