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Die Polizisten vor dem Oberlandesgericht München sind auf alles vorbereitet.

© dpa

Medienecho auf den NSU-Prozess: „Sie lächelte und kaute Kaugummi“

Auch in der Türkei trifft der Prozess gegen Beate Zschäpe auf großes Medieninteresse. Neben Zschäpes Kleidung und ihrem Kaugummi wurde aber auch die Kritik der Türkei am Verhalten der deutschen Polizei in den Jahren der NSU-Morde thematisiert.

Auch in der Türkei ist der Auftakt des NSU-Prozesses in München am Montag auf ein großes Medieninteresse gestoßen. Die Nachricht vom Start des Verfahrens war am Vormittag der Aufmacher in den großen Nachrichtensendern des Landes, und auch andere Medien widmeten sich dem Thema ausführlich. Die Korrespondenten der bei dem Prozess zugelassenen türkischen Sender und Zeitungen gaben ihre Eindrücke aus dem Gerichtssaal in Livegesprächen und Meldungen im Internet wieder. Im Zentrum stand dabei die als „Nazi-Braut“ bezeichnete Hauptangeklagte Beate Zschäpe.

Beate Zschäpe kaute Kaugummi

Die 38-jährige habe gelächelt und Kaugummi gekaut, berichtete die Reporterin des türkischen Nachrichtensenders NTV, Fulya Cansen. „Beate Zschäpe zog regelrecht eine Show ab“, und habe ihren Kaugummi gekaut, als sei nichts gewesen, meldete Cansen. Die Internetausgabe der Zeitung „Hürriyet“ meldete aus München, Zschäpe habe hochhackige Schuhe und Ohrringe getragen.

Zehn türkische Medienvertreter waren im Saal

Insgesamt seien etwa zehn türkische Medienvertreter im Saal gewesen, hieß es in Berichten aus München. Die meisten von ihnen saßen offenbar auf Besucherplätzen – am Ende des umstrittenen Akkreditierungsverfahrens hatten nur vier türkische Medien sichere Presseplätze erhalten. Auch sechs türkische Parlamentsabgeordnete sowie der türkische Generalkonsul in München, Hidayet Eris, fanden einen Platz im Saal. Dagegen habe der türkische Botschafter in Berlin, Hüseyin Avni Karslioglu, vor der Tür warten müssen, meldete „Hürriyet“.

Auch türkische Parlamentarier sind anwesend

Zum Prozessauftakt wurde auch erneut die Kritik der Türkei am Verhalten der deutschen Polizei in den Jahren der NSU-Morde sowie die Zweifel an einer gründlichen Aufarbeitung der Verbrechen durch die Behörden deutlich. Wie könne es sein, dass über Jahre zehn Morde begangen und 14 Banken ausgeraubt würden, ohne dass die Täter festgenommen worden wären, fragte Ayhan Sefer Üstün, der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im türkischen Parlament, der zusammen mit fünf anderen türkischen Abgeordneten nach München gekommen war. „Das lässt Zweifel aufkommen“, sagte Üstün der Online-Ausgabe der Zeitung „Radikal“.

Nicht nur türkischen Politikern fällt es schwer zu verstehen, wie die NSU-Verbrechen so lange unentdeckt bleiben konnten. Der Politikwissenschaftler Cinar Özen sagte in NTV, es sei offensichtlich, dass staatliche Stellen in die Machenschaften der Neonazis verstrickt gewesen seien.

Für vorübergehenden Unmut sorgten die strengen Sicherheitsvorkehrungen in München. Einer der türkischen Parlamentsabgeordneten protestierte gegen die Durchsuchungen der Prozessbesucher.

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