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Medizin: Ärztepfusch bei jeder zehnten Behandlung

Jede zehnte medizinische Behandlung in der Europäischen Union ist nach Angaben der EU-Kommission fehlerhaft. Die Bundesverbraucherzentrale fordert als Reaktion darauf ein "Patientenrechtegesetz" und die Beweislastumkehr für Behandlungsfehler.

"In rund zehn Prozent der Fälle entsteht in der EU bei medizinischen Behandlungen Schaden", sagte EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou der "Welt" am Montag. Medizinische Fehler seien eine echte Herausforderung für die europäischen Gesundheitssysteme. Vassiliou forderte die Mitgliedsstaaten auf, die Sicherheit und die Rechte der Patienten zu verbessern. "Wir erwarten, dass die Mitgliedstaaten eine Reihe von Empfehlungen umsetzen, um die Sicherheit von Patienten zu verbessern. Dazu gehört auch, dass im Falle von medizinischen Behandlungsfehlern Klagen erleichtert werden und eine Entschädigung sichergestellt wird", sagte Vassiliou. Die Kommissarin will am kommenden Mittwoch konkrete Pläne vorlegen.

"Mehr Rechte für Patienten"

Auch der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV), Gerd Billen, forderte mehr Rechte für Patienten. Die Bundesregierung müsse ein "Patientenrechtegesetz" verabschieden, das Rechte und Pflichten zwischen Arzt und Patient klar regele, sagte er. Für die Opfer ist es wichtig, dass entstandene Schäden möglichst unkompliziert geregelt werden. Leider ist dies derzeit selten der Fall, weil die Beweislast meist beim geschädigten Patienten liegt. Dies muss geändert werden." Wenn ein Behandlungsfehler gutachterlich festgestellt worden sei, sollte der Arzt nachweisen müssen, dass sein Fehler nicht zu den Gesundheitsschäden geführt habe, forderte Billen.

EU-weit mehr als 15 Millionen Fälle

In Deutschland landen laut "Welt" rund 10.000 Fälle jährlich vor Gericht oder bei den medizinischen Diensten der Krankenversicherer, weil Patienten sich falsch behandelt fühlen. Insgesamt würden rund 40.000 Fälle pro Jahr bekannt, in denen sich Patienten falsch behandelt fühlen - die Dunkelziffer liege nach Angaben von Experten aber deutlich höher. Am häufigsten werden laut Bundesärztekammer Chirurgen Fehler vorgeworfen. Es folgen Orthopäden, Internisten und Gynäkologen. In der EU treten laut Kommission pro Jahr allein in Krankenhäusern bei medizinischen Behandlungen in 15 Millionen Fällen Fehler auf. (jar/jr/dpa/AFP)

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