zum Hauptinhalt

Politik: Mehr Nato-Truppen nach Afghanistan

Verteidigungsminister machen sich Sorgen über die hohe Zahl ziviler Opfer

Brüssel - Die USA werden ihr Engagement in Afghanistan nicht verringern. Beim Frühjahrstreffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel gab Verteidigungsminister Robert Gates dem Drängen der Partner nach und versprach, die 20 in Kandahar stationierten US-Hubschrauber vorerst nicht abzuziehen, sondern der internationalen Schutztruppe Isaf weiter zur Verfügung zu stellen. Der Nato-Oberkommandierende hatte die benötigten Transporthubschrauber nicht von den Europäern bekommen, um so die US-Kräfte ersetzen zu können.

Die USA bleiben damit das Land, das sich militärisch und zivil mit Abstand am stärksten für die Stabilisierung Afghanistans einsetzt. Derzeit sind von den 35 000 Nato-Soldaten rund 17 000 US- Soldaten. Deutschland stellt knapp 3000 Isaf-Soldaten, die im UN-Auftrag den Aufbau militärisch sichern soll. Während die Bundeswehr die Führung der Aufbauteams (PRTs) im Norden übernommen hat, bauen die USA ihre PRTs im unsicheren Osten aus. Für den Aufbau von Schulen, Krankenstationen oder Polizei gibt Washington in der Region im Monat 120 000 Dollar. Andere Nato-Staaten versprachen nach Angaben des Sprechers des Nato-Generalsekretärs, ihre Truppenkontingente zu erhöhen, um auf etwa 40 000 Soldaten zu kommen.

„Mehr Sicherheit kann nur erreicht werden, wenn die Afghanen selbst für ihre Sicherheit sorgen können“, sagte der afghanische Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak in Brüssel. Er bat um mehr Hilfe bei der Ausbildung der schwachen Armee. Die Nato setzt hier auf ein neues Konzept, bei dem möglichst allen Bataillonen der afghanischen Armee kleine Teams von Nato-Soldaten zugeordnet werden. Diese sollen selbst nicht kämpfen, aber ihre afghanischen Partner ausbilden, beraten und im Notfall Luftunterstützung anfordern. Derzeit unterstützen 20 Beraterteams die afghanische Armee. Am 17. Juni startet zudem unter Leitung des Deutschen Friedrich Eichele „Eupol“, die Polizeimission der EU in Afghanistan, die auf drei Jahre angelegt ist. Berlins Hilfe, das seit Jahren Ausbilder im Land stationiert hat, geht in Eupol auf.

Sorgen machen der Nato die vielen zivilen Opfer beim Kampf gegen die Taliban. Diese zögen sich nach Angriffen in Dörfer zurück und nutzten „skrupellos die Bevölkerung als Schutzschild“, so ein hoher Nato-Offizier. So wurden am Freitag bei einem Selbstmordanschlag fünf Kinder und ein niederländischer Soldat getötet. Der Offizier kritisiert aber auch die rüden Methoden der US-Armee, die im Rahmen der Operation Enduring Freedom (OEF) die Taliban bekämpft. Thomas Gack

Zur Startseite