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Mehr Onlineattacken: Spione kommen übers Netz

Die Zahl der Versuche, über elektronische Spionageattacken an Informationen aus Deutschland zu kommen, nimmt offenbar deutlich zu.

Berlin - Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte am Montag Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), nach denen in diesem Jahr allein im Zeitraum von Januar bis September rund 1600 Angriffe auf PCs und Großrechner von Bundesministerien und anderen Behörden registriert wurden. Die 1600 Angriffe bedeuten etwa eine Verdopplung im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2009. Im gesamten Jahr 2009 registrierten die Behörden rund 900 Angriffe. Ziel der illegalen Ausspähaktionen ist es, Informationen aus Politik, Wirtschaft, Technik und Militär abzuschöpfen.

Was die Herkunft der Spionageversuche angeht, fällt offenbar China besonders auf. „Die meisten“ der Ausspähattacken seien auf China zurückzuführen, sagte der Sprecher von Innenminister Thomas de Maizière (CDU). Der Bundesverfassungsschutz weist schon seit einigen Jahren auf eine stetig zunehmende elektronische Spionage vor allem von Nachrichtendiensten aus China und Russland hin. Ein Gesamtüberblick über das illegale Geschehen in diesem Jahr will der Verfassungsschutz im kommenden Frühjahr geben.

Ziel der Attacken auf Computersysteme sind Regierungsstellen und Behörden, aber auch Forschungsinstitute und Hightech-Unternehmen. „Deutschland ist ein hoch technisiertes Land mit viel Erfahrung, mit viel Wissen. Natürlich sind andere bemüht, dieses Wissen abzuschöpfen“, sagte der Sprecher.

Innenstaatssekretär Klaus-Dieter Fritsche hatte kürzlich bei einer Veranstaltung erklärt, die klassischen Spionageziele Politik und Militär stünden weiterhin im Visier fremder Nachrichtendienste. Die Spione arbeiteten aber auch verstärkt in Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Unternehmen und Staaten versuchten zunehmend, an wichtige Informationen von Unternehmen zu gelangen. Dies sei eine große Gefahr für den Industriestandort Deutschland. Während sich Großunternehmen der Gefahr bewusst seien und sich wappneten, seien mittelständische Unternehmen oft noch nicht auf die Cybergefahren vorbereitet. Laut Fritsche gehen wissenschaftliche Studien davon aus, dass durch Wirtschaftsspionage in Deutschland jährlich ein Schaden von schätzungsweise 20 bis 50 Milliarden Euro entsteht. Wegen des hohen Dunkelfeldes sei der tatsächliche Schaden aber nicht eindeutig bezifferbar.

Die Bundesregierung will nun gegen die Angriffe mobil machen. „Es ist in der Planung, dass wir 2011 ein sogenanntes Nationales Cyberabwehrzentrum schaffen möchten“, sagte der Ministeriumssprecher. Es solle beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie angesiedelt werden und mit dem Verfassungsschutz, dem Auslandsgeheimdienst BND, der Katastrophenhilfe, anderen Behörden, der Wirtschaft und Internetanbietern kooperieren. asi/dpa

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