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Merkel bei Bush: Demonstrative Einigkeit

US-Präsident George W. Bush empfing Angela Merkel wie eine gute Freundin. Bush nahm dabei eine Einladung Merkels an und wird im Juli Deutschland besuchen.

Washington - Die Frühlingssonne nutzend spazierten die beiden durch den blühenden Garten des Weißen Hauses, um ungestört unter vier Augen reden zu können. Anschließend zeigte Bush dem Gast aus Deutschland seine Privaträume im Weißen Haus, wo auch das Abendessen mit Präsidentengattin Laura Bush stattfand.

Und Bush setzte seine Charme-Offensive fort. Nahtlos knüpfte er im Oval Office nach der ersten Gesprächsrunde an seine früheren Komplimente an. Nach der ersten Visite im Januar überschüttete er die «Madame Chancellor» mit Lob («Sie ist smart.»). Diesmal sprach er - die Kanzlerin lächelte im Sessel daneben etwas verlegen - davon, dass Merkel eine «faszinierende Person» sei. Und wieder ging er auf ihre Vergangenheit in der DDR ein. «Mit ihren Erfahrungen unter der eisernen Hand eines kommunistischen Führers hat sie eine einzigartige Herangehensweise an die Probleme.»

Schon in den vergangenen Wochen hatten Merkel und Bush engen Kontakt gehalten - insbesondere, um immer wieder über den Iran zu sprechen. Fünf bis sechs Mal telefonierten sie, hieß es. Mit zu dem guten Draht, den die beiden augenscheinlich haben, trug auch bei, dass sich Merkel im Gegensatz zu ihrem Amtsvorgänger Gerhard Schröder auf Englisch unterhalten kann.

Merkel scheint dabei mittlerweile mehr und mehr eine Art Mittler- Rolle in dem internationalen Nervenspiel um die Verhinderung der iranischen Atombombe zu übernehmen. Vergangene Woche hatte sie ausführlich im sibirischen Tomsk mit Russlands Präsident Wladimir Putin über den Konflikt mit Teheran gesprochen. Putins Sichtweise wollte sie nun Bush nahe bringen. Umgekehrt hatte sie mit dem Russen über die Position der Amerikaner geredet - und wird Putin wieder über die Begegnung mit George W. Bush berichten.

Mit Interesse verfolgte Merkel vor allem, wie sich Bush zumindest verbal auf die Alliierten zubewegte. Das ist ganz in ihrem Interesse. In der kurzen Pressebegegnung betonte der Präsident nachdrücklich, dass die Staaten gemeinsam eine Lösung anstreben sollten. Die USA seien «aktiv eingebunden, um gemeinsam mit unseren Partnern das wichtige Ziel zu erreichen», sagte Bush. Gemeint war eine gemeinsame Botschaft an den Iran, dass sein Atomprogramm inakzeptabel sei.

Das traf genau das Credo von Merkel, alles zu tun, «um den internationalen Schulterschluss der Staatengemeinschaft zu bewahren». Lieber eine etwas schwächere Resolution im Weltsicherheitsrat als eine schärfere und schon mit Sanktionen belegte, der aber nicht alle Staaten zustimmen, hatte Mitte der Woche der Chef des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz, gesagt. Das ist auch Merkels Meinung. Mit Geschlossenheit kann aus ihrer Sicht der Iran beeindruckt werden.

Am selben Strang ziehen auch die USA im Weltsicherheitsrat. Washington steht voll hinter dem Resolutionsentwurf der Briten und Franzosen, der das iranische Atomprogramm als «Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit» verurteilt, auch, wenn darin keine Sanktionen erwähnt sind. Dennoch ließ Bush keinen Zweifel daran, dass die USA auch allein oder mit Gleichgesinnten voranpreschen wollen, sollten die Vetomächte sich im Sicherheitsrat in dieser Frage blockieren. «Jetzt reden wir darüber, mit welcher Taktik wir unser Ziel erreichen. Eine dieser Taktiken ist der Gang vor den Weltsicherheitsrat,» sagte er. Damit ließ er die Möglichkeit anderer Taktiken demonstrativ offen.

Dennoch: nach deutscher Lesart hat Bush sich bei dem Gespräch noch weiter in Richtung Kooperation bewegt. Merkel will die Kontakte mit Bush weiter vertiefen. Sie lud den Präsidenten in ihren Wahlkreis im nordöstlichen Mecklenburg-Vorpommern rund um Stralsund ein. Termin: Unmittelbar vor dem G 8-Gipfel der großen Wirtschaftsmächte in Sankt Petersburg, der am 15. Juli beginnt. Sie will Bush dort Menschen vorstellen, die nach der Wende über Nacht politische Verantwortung für den Ausbau einer neuen Demokratie übernommen haben. (Von Ulrich Scharlack und Christiane Oelrich, dpa)

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