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Politik: Merkel fordert Anerkennung für Soldaten „Wir reden zu wenig über Belastungen“

Berlin - Von Krieg, vom Töten und von Toten sprach die Kanzlerin auch gestern nicht, wohl aber von Belastungen, Risiken und Gefahren, denen Bundeswehrsoldaten bei Auslandeinsätzen ausgesetzt seien. „Wir reden darüber in Deutschland immer noch zu wenig.

Von Michael Schmidt

Berlin - Von Krieg, vom Töten und von Toten sprach die Kanzlerin auch gestern nicht, wohl aber von Belastungen, Risiken und Gefahren, denen Bundeswehrsoldaten bei Auslandeinsätzen ausgesetzt seien. „Wir reden darüber in Deutschland immer noch zu wenig. Unsere Soldaten müssen für ihren Einsatz mehr Anerkennung erhalten“, sagte Angela Merkel (CDU) als sie am Montag erstmals in der Geschichte der Bundeswehr vier deutschen Soldaten eine Tapferkeitsmedaille verlieh.

Eine Armee im Einsatz brauche eine solche Auszeichnung, sagte Merkel, „und die Bundeswehr ist eine Armee im Einsatz“. 260 000 deutsche Soldaten seien bisher bereits im Auslandseinsatz gewesen, der den Einzelnen und ihren Familien viel abverlange. Angesichts dessen mahnte die Kanzlerin eine stärkere Würdigung der Verdienste in der Truppe an.

Die Bundeswehr hatte bisher für die Auszeichnung von Soldaten Ehrenkreuze, deren Vergabe zumeist an die Länge der Dienstzeit geknüpft ist. Angesichts der Erfahrungen aus der NS-Zeit hatte Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg im Gegensatz zu anderen Nato-Staaten auf einen militärischen Tapferkeitsorden verzichtet. Mit dem Kanzleramt wählte die Bundesregierung jetzt einen zivilen Rahmen für die Verleihung des neu geschaffenen „Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit“. Auf Militärmärsche wurde verzichtet. Stattdessen spielte das Blechbläserquartett des Stabsmusikkorps Händels „The Rejoicing“ und Bachs „Jesus bleibet meine Freude“.

Jan Berges, Alexander Dietzen, Henry Lukacs und Markus Geist erhielten den Orden nach den Worten von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), weil sie „während ihres Afghanistaneinsatzes weit über das normale Maß von Tapferkeit hinaus bei außergewöhnlicher Gefährdung für Leib und Leben gehandelt“ hätten. Am 20. Oktober vergangenen Jahres eilten sie nach einem Selbstmordanschlag Kameraden zu Hilfe und versuchten afghanische Kinder zu retten, obwohl sie beschossen wurden und ein in der Nähe stehendes brennendes Fahrzeug, beladen mit Munition, hätte explodieren können. Merkel sagte, der Einsatz der Soldaten sei Vorbild und Ansporn „nicht nur für Ihre Kameraden, sondern für uns alle“. Michael Schmidt

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