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Im Palast des Präsidenten. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Staatschef der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Chalifa Bin Sajed al Nahajan, unterhalten sich in Abu Dhabi. Foto: Rainer Jensen/dpa

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Politik: Merkel in der Wüste

Im Emirat Abu Dhabi besucht die Kanzlerin das ambitionierte Projekt der ersten autofreien Stadt der Welt

Angela Merkel hat es eilig. Zwei Golfstaaten – zwei Vorzeigeprojekte: Im Emirat Abu Dhabi besuchte die Kanzlerin am Dienstagmorgen Masdar-City, am Nachmittag flog sie weiter nach Saudi-Arabien, um sich den Campus der neuen König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technik (Kaust) anzusehen. Die 80 Kilometer nördlich von Dschidda gebaute Hochschule soll nach dem Willen des saudischen Könighauses einmal das Massachusetts Institute of Technology (MIT) der arabischen Welt werden.

Dagegen will das ölreiche Emirat Abu Dhabi in Masdar vor den Toren seiner Hauptstadt bis 2020 die erste klimafreundliche und autofreie Stadt der Welt errichten – konzipiert von dem britischen Stararchitekten Norman Foster. 50 000 Menschen sollen am Ende hier wohnen und 1500 Firmen aus dem Ökosektor tätig sein – vollständig versorgt durch erneuerbare Energien. Frischluftkorridore und Parkanlagen sollen die Außentemperaturen auf natürliche Weise senken. Die Wasserversorgung ist über solar betriebene Entsalzungsanlagen geplant. Kein Punkt im Stadtgebiet soll mehr als 200 Meter von einer Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs entfernt sein – einem unterirdischen Transportsystem mit fahrerlosen, spurgebundenen Elektrofahrzeugen. Für längere Strecken soll eine Hochbahn zur Verfügung stehen, die Masdar mit anderen Stadtteilen und dem Flughafen verbindet.

Doch bis dahin ist noch ein weiter und teurer Weg. Mindestens 17 Milliarden Euro müssen nach heutigem Stand fließen. Nicht zuletzt wegen der Dubaikrise ist das Projekt ins Stocken geraten – es fehlt an Investoren und an potenziellen gewerblichen Mietern. Aus Deutschland mit an Bord sind Siemens, Bayer, BASF und Bosch sowie das Fraunhofer-Institut. Auch die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (Irena) soll hier ihren Sitz nehmen. Sie wurde 2009 in Bonn gegründet und hat inzwischen über 140 Mitgliedsländer. Insofern kommt für die Macher vor Ort der Zuspruch der deutschen Bundeskanzlerin und früheren Umweltministerin gerade recht. Es gebe ein großes Potenzial bei der gemeinsamen Erforschung und Anwendung erneuerbarer Energien, warb Angela Merkel bei ihrem Besuch, der in erster Linie der Verbesserung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Golfregion und Deutschland dienen soll. Abu Dhabi sitzt nach Saudi-Arabien und Irak auf den drittgrößten Erdölvorräten der arabischen Region. Seine Staatskassen sind trotz Weltwirtschaftskrise gut gefüllt.

Für die deutschen Unternehmen bestünden große Chancen im Bereich der Infrastruktur, bei modernen Antriebstechnologien, in der chemischen Industrie und der Gasindustrie, erklärte Merkel, bevor sie am Nachmittag nach Saudi-Arabien weiterflog. Dort trifft sie am Rande einer Wirtschaftskonferenz saudische Unternehmerinnen und hält vor Studentinnen und Studenten der Kaust-Universität eine Rede – dem einzigen Campus in dem islamisch-konservativen Wüstenstaat, wo Frauen und Männer gemeinsam studieren dürfen. Die Hochschule ist mit einem Stiftungskapital von zehn Milliarden Dollar ausgestattet und gilt als Vorzeigeprojekt des reformorientierten Königs Abdullah. Am Abend wurde Merkel von dem 86-jährigen Monarchen in seinem Palast mit militärischen Ehren empfangen. An diesem Mittwoch will die Kanzlerin nach Katar weiterreisen. Die letzte Station ihrer viertägigen Golfreise ist am Donnerstag Bahrain.

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