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Die drei Parteichefs Merkel, Seehofer, Gabriel unterschreiben den Koalitionsvertrag - vorläufig.

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Merkel, Seehofer und Gabriel: Angela Merkel: "Große Koalition wird auch große Aufgaben meistern"

Der Koalitionsvertrag ist unterschrieben - jedenfalls vorläufig. Denn noch müssen die SPD-Mitglieder entscheiden. Doch während der Pressekonferenz herrscht hauptsächlich gegenseitiges Lob. Lesen Sie hier in unserem Live-Ticker nach, wie sich die Drei präsentierten.

Es war ein Auftritt zwischen Ernsthaftigkeit und Entspannung. Die drei Parteichefs Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU) und Sigmar Gabriel (SPD) haben jene Punkte betont, die ihnen wichtig sind und alle haben den anderen für "Mut", "Kompromissfähigkeit" und "Humor" während der Verhandlungen gelobt. Und vor allem für Sigmar Gabriel war der Schluss besonders verlockend. Lesen Sie hier nach, wie der Auftritt der drei vor der Bundespressekonferenz lief:

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Wenn das kein versöhnliches Ende ist. Noch duzen sich Horst Seehofer und Sigmar Gabriel nicht. "Man kann sich wertschätzen und respektieren ohne sich zu duzen und man kann sich nicht wertschätzen und nicht respektieren, aber duzen. Im Moment haben wir noch die erste Variante, was sich aber noch ändern könne." Auch Seehofer sagt, dass dafür noch keine Zeit gewesen sei. "Wir sind ja erst um sechs Uhr heute morgen ins Bett gekommen." "Getrennt", wie Gabriel einwirft. Und Seehofer kündigt an, dass sich der Status ändern könne. "Vielleicht dann, wenn er seinen Mitgliederentscheid gewonnen hat." Wenn das kein zusätzlicher Anreiz für Gabriel ist. Und Merkel betont, zwischen den beiden sitzend: "Ich werde das alles genau beobachten."

Der Mitgliederentscheid der SPD ist eines der zentralen Themen des Auftritts von Merkel, Seehofer und Gabriel. Aber die CDU-Chefin gibt sich entspannt. "Warten kann ich." Es gebe Länder in Europa, wo die Regierungsbildung noch länger dauere. "Ich sitze ruhig und machen meine Arbeit." Auch Gabriel verteidigt das Vorgehen noch einmal. "Das ist eine Stärkung einer Partei."

Merkel: Vorratsdatenspeicherung kommt sofort

Angela Merkel stellt klar, dass die Vorratsdatenspeicherung sofort nach Einsetzung der neuen Regierung kommen werde. "Das wird eines der ersten Gesetze sein, die wir beschließen werden."

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"Wir haben ein Tabu gebrochen", sagt Gabriel in Bezug auf die Regelung zur doppelten Staatsbürgerschaft. Er zollte den Unionskollegen "Mut". "Das war für die Union ein weiter Weg." Und er sei sicher, dass dieser Weg noch nicht beendet sei. Angela Merkel wollte sich zwar dieser Prognose nicht anschließen, lobte den Kompromiss. Sie sagt aber auch: "Der Schritt ist uns nicht leicht gefallen."

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Gabriel verteidigt noch einmal die Entscheidung, ohne eine Ressortverteilung oder Namen für Posten in die Mitgliederbefragung zu gehen. Es habe bei der SPD eine lange Debatte darüber gegeben, ob man eine Abstimmung über ein Sachthema bewusst oder unbewusst mit Personen zu verbinden. Es habe den großen Wunsch aus allen Flügeln der Partei gegeben, dies nicht zu tun. "Ich bitte Sie, diesen Wunsch unserer Mitglieder zu respektieren." Und er deutet an: "Vielleicht ändert sich dieser Wunsch in den kommenden Tagen und Wochen noch."

Merkel: "Wir haben letzte Nacht keine Gesetze geschrieben, sondern Prinzipien."

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Der heitere Teil beginnt. Gabriel wird gefragt, ob er in einem Kabinett sitzen könne, in dem mit Alexander Dobrindt einer sitze, der ihn als "übergewichtig und unfähig" bezeichnet habe. Gabriel: "Zumindest zu der einen Hälfte hat er ja recht". Welcher Teil, hänge von der Gewichtsklasse des Betrachters ab. Seehofer lässt sich den Steilpass nicht entgehen. "Die CSU hat immer zur Hälfte recht." Gabriel wollte aber Dobrindt nicht kritisieren, da er ja auch wisse, wie er in Wahlkämpfen austeilen könne.

Seehofer: "Ich bin sehr, sehr zufrieden"

Seehofer will sich an die Vereinbarung halten und keine Namen für die Ministerposten nennen. Eine Mitgliederbefragung oder einen zusätzlichen Parteitag brauche die CSU nicht. Das würde es bei der SPD nicht geben, scherzt Gabriel. Und Seehofer: "Auf diesen Zustand sollten Sie hinarbeiten, Herr Gabriel."

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Seehofer geht die für ihn wichtigen punkte durch. Mütterrente, Erhalt Betreuungsgeld und natürlich die Pkw-Maut. Er sei "sehr, sehr zufrieden". Auch beim Mindestlohn habe man eine "gute Lösung gefunden". Eine kleine Spitze schickt Seehofer noch Richtung CDU und den eigenen Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Die Reform des Optionsmodells bei der doppelten Staatsbürgerschaft begrüße er "ausdrücklich". Daran sei die CSU nicht ganz unbeteiligt gewesen.

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Der CSU-Chef Horst Seehofer übernimmt. Und er stellt gleich klar: "Ich wollte diese große Koalition von Beginn an."

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Allmählich wird Sigmar Gabriel locker. Die Anspannung löst sich. Er spricht vom "großen Einigungswillen" und erklärt, dass er nicht mehr von CDU/CSU sprechen werde. "Das sind CDU und CSU und wer das nicht glaubt, soll die nächsten Koalitionsverhandlungen mitmachen."

Gabriel: "Mindestlohn ist sehr gutes Verhandlungsergebnis"

Gabriel verweist darauf, dass Formulierungen zum Mindestlohn identisch seien mit denen, wie sie der Deutsche Gewerkschaftsbund auch formuliert habe. Er spricht von einem "sehr guten Verhandlungsergebnis". Ziel sei nicht, dass Leute in Deutschland 8,50 Euro verdienen, sondern fair verhandelte Tariflöhne, deshalb sei die Sicherung der Tarifautonomie auch wichtig gewesen.

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Gabriel nennt die Energiewende die "größte technische, ökologische und soziale Herausforderung seit der Deutschen Einheit". Übt da schonmal einer für sein neues Amt. Immerhin wird Gabriel für eine Art Super-Ministerium Wirtschaft und Energie gehandelt. Aber die SPD will ja erstmal nicht über Posten reden, bevor nicht die Mitglieder entschieden haben.

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Jetzt übernimmt Sigmar Gabriel. Auch er lobt das Klima der Verhandlungen. Es seien nicht selten "humorvolle" Beratungen gewesen. Ansonsten habe er eigentlich der Kanzlerin nicht viel hinzuzufügen und stimme ihr zu. Ein bisschen was sagt er aber dann doch. Auch er betont den Europateil des Vertrages, mit dem Vertrauen zurückgewonnen werden könne und er mobilisiere "Wachstum und Beschäftigung".

Merkel: "Mindestlohn war ein großer Brocken"

Die Namenschilder sind jetzt wieder an Ort und Stelle. "Auf Anordnung der Kanzlerin", raunzt Seehofer. "Ich wollte beschützt werden", kontert Merkel. Und Gabriel freut sich: "Wenigstens bin ich der alte geblieben."

Merkel lobt die Verhandlungen. Es habe etwas gedauert. "Sehr gute von Vertrauen geprägte Verhandlungen."

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Merkel umreißt die Themen des Koalitionsvertrages: Europa, Bildung, Wirtschaft. Sie sagt auch, dass sich die Union vor allem beim Mindestlohn nicht leicht getan habe, weil die Vorstellungen weit auseinander gelegen hätten. Man habe aber nun das richtige Maß an Flexibilität und Sicherheit gefunden. "Es war ein großer Brocken, was auch lange klar war, aber wir haben einen fairen Kompromiss gefunden."

Merkel: "Große Koalition soll auch große Aufgaben meistern"

Merkel: "Energiewende wird uns noch viel Kraft kosten." Die Chancen der Energiewende seien größer als die Risiken.

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Merkel beginnt und sagt: "Die große Koalition soll auch große Aufgaben meistern." Solide Finanzen, sicheren Wohlstand und soziale Sicherheit nennt sie als wichtige Eckpfeiler.

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Gut, die Namenschilder stimmen nicht ganz: Merkel ist Seehofer und Seehofer Merkel. Aber es sind ja Geschwisterparteien.

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Jetzt stellen die drei Parteichefs den in der Nacht final ausgehandelten Koalitionsvertrag vor der Bundespressekonferenz vor (hier als Download). Horst Seehofer und Angela Merkel sind schon da - nur Gabriel braucht etwas länger vom Reichtagsgebäude herüber in die Bundespressekonferenz.

Merkel, Seehofer und Gabriel unterzeichnen Koalitionsvertrag - vorläufig

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Irgendwie ist erstmal alles vorläufig. Denn solange die SPD-Mitglieder noch nicht entschieden haben, ist auch eine große Koalition nicht sicher. Am 14. Dezember soll in Berlin ausgezählt werden und dann wird man wissen, ob es wirklich zu einer Koalition aus Union und SPD kommt. Trotzdem unterschreiben die Parteichefs Angela Merkel, Horst Seehofer und Sigmar Gabriel den Vertrag - vorläufig. Das geschieht auf der Fraktionsebene im Reichtagsgebäude.

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Hoffentlich nimmt Sigmar Gabriel ihr das nicht gleich übel: Angela Merkel erscheint im schwarz-grünen Kostüm zur Vertragsunterzeichnung. Aber die ist ja sowieso nur vorläufig. Gabriel versichert: "Alle drei haben denselben Vertrag". Es wird gelacht. Wahrscheinlich sind alle froh, dass die Verhandlungen nach dem Marathon der letzten Tage jetzt erstmal vorbei.

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Vertreter der weiteren Parteispitze haben sich hinter den Vorsitzenden aufgereiht. Die lange Nacht sieht man ihnen durchaus an.

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