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Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen).

© Kay Nietfeld/dpa

Mesut Özil: Habeck gibt Seehofer Schuld an Özils Rücktritt

In Sachen Mesut Özil haben die Grünen einen Schuldigen ausgemacht: Horst Seehofer. Grünen-Chef Robert Habeck bezeichnet dessen Islam-Äußerungen als "Ausladung" an muslimische Spieler.

Grünen-Chef Robert Habeck hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erneut scharf kritisiert und den CSU-Chef für die Entfremdung der Deutsch-Türken verantwortlich gemacht. Der Rheinischen Post sagte er: "Wenn der Sportminister sagt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, dann ist das klar als Ausladung an alle muslimischen Spieler zu verstehen." Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ex-Bundespräsident Christian Wulff, der 2010 vor der Bundesversammlung erstmals öffentlich aussprach, dass auch der Islam mittlerweile zu Deutschland gehöre, hatte Seehofer diese Aussage in der Vergangenheit stets kritisiert.

"Signal, das dadurch gesendet wird ist fatal"

Im März hatte der Bundesinnenminister gegenüber der BILD erneut erklärt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, weil dies ein christlich geprägtes Land ist. Die hierzulande lebenden Muslime würden aber selbstverständlich dazugehören. Seehofers Aussage war von den Sozialdemokraten scharf kritisiert worden. Auch die Kanzlerin hatte sich anschließend von den Äußerungen ihres Innenministers distanziert.

Für Habeck haben Seehofers Aussagen eine fatale Auswirkung. "Das Signal, das so an Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln gesendet wird, ist fatal. Denn sie spüren genau, wie sie in unserem Land immer stärker ausgegrenzt und stigmatisiert werden." Gleichzeitig warf der Grünen-Chef führenden CSU-Politikern vor, dass die Saat, die die politische Rechte gesät und Teile der CSU gegossen hätten, nun aufgehen würde. Habeck hatte in den vergangenen Tagen der CSU und Horst Seehofer einen politischen Amok-Modus vorgeworfen und dessen Rücktritt gefordert.

CSU sieht parteipolitische Instrumentalisierung

Kritik für Habeck kam dagegen von CSU-Generalsekretär Markus Blume. Dieser warf dem Grünen-Chef eine parteipolitische Instrumentalisierung des Özil-Rücktritts vor. "Er vertieft genau die gesellschaftliche Spaltung, die er selbst beklagt. In seinem blinden Kampagneneifer gegen die CSU ist ihm keine Schuldzuweisung zu billig und niveaulos, sagte Blume an Mittwoch der Deutschen Presse Agentur in München.

Auch sein Parteikollege Stephan Mayer, parlamentarischer Innenstaatssekretär der Christsozialen im Bundestag, widersprach Habecks Anschuldigungen. "Der Fall Mesut Özil ist ein Einzelfall, den man nicht verallgemeinern darf. Das hat mit der Integration der vier Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland nichts zu tun“, sagt er der „Rhein-Neckar-Zeitung“. „Hier geht es um einen sehr gut verdienenden Spitzensportler". Auch die Vorwürfe Özils, der dem DFB Rassismus und Fremdenfeindlichkeit unterstellte, wies Mayer als "vollkommen haltlos" zurück.

Roth zeigt Verständnis für Özil-Vorwürfe

In einer aktuellen Umfrage des Meinungsinstituts Forsa hielten knapp ein Fünftel der Befragten die Anschuldigungen des 92-fachen Nationalspielers für berechtigt. Ebenso viele bewerteten den Rücktritt Özils aus der Nationalelf für einen Rückschlag um die Integrationsbemühungen in Deutschland. 70 Prozent halten dessen Vorwürfe dagegen für unberechtigt.

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) äußert Verständnis für Özil-Äußerungen.
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) äußert Verständnis für Özil-Äußerungen.

© picture alliance / dpa / Christian Charisius

Verständnis zeigte hingegen die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne): Wo war der DFB, als im Stadion und den Medien offen gegen Özil und Gündogan gehetzt wurde?“ Die Funktionäre hätten „nichts gegen die völkischen und rassistischen Anfeindungen gegen diese Spieler unternommen“, klagte Roth, in der Rhein-Neckar-Zeitung. „Dass der DFB diese Lawine an Ressentiments nicht wahrgenommen oder ignoriert hat, zeigt, wie groß das Rassismus-Problem bei uns ist!“ Roth forderte, man müsse diesen Aufschrei zum Anlass nehmen um zu fragen, warum Menschen, die wie Mesut Özil hier geboren und aufgewachsen sind, sich derart ausgebürgert fühlen.

Mutlu Özil, Geschäftsführer des Management-Teams seines Bruders Mesut, sagte gegenüber der türkischen Presseagentur DHA, man wisse das es Rassismus in Deutschland schon immer gegeben habe. Als Familie hätten die Özils jedoch bisher keine großen Erfahrungen mit Rassismus gemacht. "Wir sind nicht gekränkt. Wir leben in Deutschland und sind Türken. Wir haben zwei Verbindungen." (stw/dpa/KNA)

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