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Metall-Tarifrunde: Gewerkschaft verschärft den Ton

Zum Auftakt der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall den Ton verschärft. Gewerkschaftschef Jürgen Peters warf den Arbeitgebern einen Krawallkurs vor.

Darmstadt - "Bedrohungsrhetorik à la "dann wandern Arbeitsplätze ab" ist deplatziert", kritisierte Peters am Mittwoch in Frankfurt. Wer mit der Angst der Menschen Tarifpolitik betreiben wolle, erreiche nur, dass sie provoziert werden. Die IG Metall habe kein Interesse an langwierigen Verhandlungen und Ritualen. Deshalb sollten die Arbeitgeber so schnell wie möglich akzeptable Angebote vorlegen.

Die IG Metall will für die insgesamt 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Einkommenserhöhungen von fünf Prozent durchsetzen. Die Arbeitgeber setzen dagegen auf einen "kostenneutralen Lohnabschluss". Die bundesweit ersten Tarifverhandlungen für die rund 410.000 Beschäftigten in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wurden in Darmstadt geführt. Nach gut zwei Stunden wurden sie ohne Annäherung auf den 10. März vertagt.

An diesem Donnerstag beginnen die Verhandlungen für insgesamt 1,56 Millionen Beschäftigte in den Tarifbezirken Bayern, Nordrhein- Westfalen und Küste. Verhandelt wurde am Mittwoch auch im kleinsten Tarifbezirk, dem südwestlichen Niedersachsen mit 20.000 Metallern. Die anderen Bezirke folgen bis zum 17. Februar.

"Die Forderung der IG Metall schädigt die Wirtschaft in Deutschland", sagte Arbeitgeber-Verhandlungsführer Heinrich A. Fischer in Darmstadt. "Wir arbeiten in dieser Tarifrunde daran, Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern." Daher dürfe der Abschluss nicht über das hinausgehen, was hier erwirtschaftet werde. Wegen der großen Differenzen werde es auch in der zweiten Runde in Darmstadt noch kein Angebot geben.

Die IG Metall warf den Unternehmen dagegen vor, trotz sinkender Realeinkommen weiter Arbeitsplätze abzubauen. Damit die Konjunktur in Schwung komme, müssten die Menschen wieder mehr Geld in der Tasche haben. "Wir brauchen fünf Prozent mehr für Kaufkraft und Gerechtigkeit", sagte IG-Metall-Bezirksleiter und Verhandlungschef Armin Schild. Angesichts der Konfliktstrategie der Arbeitgeber werde es "eine schwierige und kampfweise zu lösende Tarifrunde". Vor dem Verhandlungsort hatten etwa 100 Metaller mit Trillerpfeifen und Spruchbänder demonstriert, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.

Neben spürbaren Einkommenserhöhungen will die IG Metall einen Tarifvertrag zur Förderung von Qualifizierung und Innovation in den Unternehmen durchsetzen. Dies lehnen die Arbeitgeber ab, weil sie dies als unzulässige Ausweitung der Mitbestimmung betrachten.

Die Friedenspflicht läuft am 28. März aus. Danach kann die IG Metall zu Warnstreiks aufrufen. Bezirksleiter Schild erklärte, die IG Metall plane unmittelbar nach dem Ende der Friedenspflicht Aktionen. Peters riet den Arbeitgebern, die Friedenspflicht nicht mit Ritualen verstreichen zu lassen, um zu überprüfen, wie stark die Gewerkschaft sei. "Ich denke, die IG Metall muss den Beweis nicht antreten, dass die Mitglieder hinter ihr stehen."

In der Tarifrunde 2004 für die Metall- und Elektroindustrie hatten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber auf stufenweise Entgelterhöhungen im Volumen von 2,2 und 2,7 Prozent für 26 Monate geeinigt. Die IG Metall war mit einer Forderung von 4,0 Prozent in die Verhandlungen gegangen. Zudem vereinbarten Gewerkschaft und Arbeitgeber erstmals eine Öffnung des Flächentarifs. Das Pforzheimer Abkommen sieht vor, dass Betriebe zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen die Arbeitszeit auch ohne Bezahlung erhöhen oder Sonderzahlungen kürzen können. (tso/dpa)

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