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Michael Glos: Ein Mittelständler als Wirtschaftsminister

Michael Glos ist zwar der erste Bundeswirtschaftsminister von der CSU - ein wirklich bekannter Kopf der Bundespolitik ist er in dem Amt aber nicht geworden.

Einem Berliner Polizisten, der vergangene Woche eine Absperrung für einen Empfang des kasachischen Präsidenten durch Michael Glos bewachen sollte, war der so unbekannt, dass er Glos' Wagen auch nach scharfem Disput nicht passieren ließ.

Dabei gehört der 64-jährige Unterfranke schon seit langem zur ersten Garde der Bundespolitiker. Vor der Übernahme des Ministeramtes nach der Bundestagswahl 2005 war er als Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag zwölf Jahre durchaus tonangebend. Dank seiner bayerisch-polterigen Kommentare war "der Michi" ein beliebter Gesprächspartner - vor allem in der Zeit von Rot-Grün, als er die Grünen schon mal als "Öko-Stalinisten und ehemalige Terroristen" beschimpfte. In den Bundestag war der gelernte Müllermeister und Inhaber eines mittelständischen Getreidemühlen- und Agrarbetriebes aus Prichsenstadt bei Schweinfurt bereits 1976 eingezogen - als damals jüngster CSU-Abgeordneter.

Verteidigungsminister wurde ein anderer

Sein Ministeramt verdankte der Vater zweier Kinder der Wankelmütigkeit seines damaligen CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der nach der Bundestagswahl 2005 eigentlich als Wirtschaftsminister nach Berlin wechseln sollte, aber kurzfristig kniff. An seiner Stelle wurde Glos ernannt, der zuvor schon als Verteidigungsminister im Gespräch gewesen war, den Posten aber nicht bekommen hatte.

Doch er tat sich schwer, dauerhaft auf sich aufmerksam zu machen. Erst nach einem Umbau seines Ministeriums gelang es Glos, in der Öffentlichkeit mit eigenen Vorschlägen etwa zur Steuerpolitik, zu Mindestlöhnen und Mitarbeiterbeteiligung wahrgenommen zu werden. Grünen-Chef Fritz Kuhn nannte ihn eine "Schlaftablette auf zwei Beinen". In der Auseinandersetzung mit Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) suchte er sein Profil zu schärfen - etwa wenn er sich immer wieder für die Atomenergie-Nutzung stark machte. (mpr/dpa)

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