zum Hauptinhalt
Deutschland gilt als eines der attraktivsten Einwanderungsländer - es muss aber noch mehr für seine Neubürger tun.

© dpa

Migration innerhalb Europas: Die alte Welt wird der neuen immer ähnlicher

Die Migration innerhalb Europas hat in den vergangenen Jahren zugenommen, Deutschland gehört zu den attraktivsten Einwanderungsländern. Diese Länder sollten noch mehr für die Neuankömmlinge tun - auch in ihrem eigenen Interesse.

Von wegen alte Welt. Auch Europa dürfte früher oder später der Neuen Welt zum Verwechseln ähnlich sein. Jedenfalls seine Bevölkerung. Was die Bedeutung von Einwanderern angeht und auch die Vielfalt ihrer Herkunft, werden die OECD-Länder, also die wirtschaftlich am weitesten entwickelten Staaten der Erde, früher oder später Kanada oder Australien sehr ähnlich sein, heißt es im aktuellen Migrationsbericht der OECD. Selbst mitten in der Krise ist die Zuwanderung in die OECD insgesamt um zwei Prozent gewachsen, und die Zahlen für 2012 – der Bericht umfasst nur die Zeit bis einschließlich 2011 – lassen erwarten, dass der Trend anhalten wird.

Deutschland war eines der Länder, in das am meisten Zuwanderer kommen

Selbst Krisenländer wie Spanien und Italien, deren Bürger auf der Suche nach Arbeit inzwischen in Scharen nach Norden migrieren, ziehen weiter Ausländer auf Arbeitssuche an, Spanien vor allem Lateinamerikaner, die sich vom Weg über den Atlantik immer noch ein besseres Leben versprechen. Wenig überraschend war Deutschland eines der bevorzugten Ziele der Migranten. Der Zuwachs aus dem Ausland stieg hierzulande zwischen 2010 und 2011 so stark wie in keinem anderen der untersuchten Industrieländer. Die Bundesrepublik gehört zu den Top Fünf der attraktivsten Einwanderungsländer.

Dass Migration einem besseren Leben gilt, stimmt freilich nicht nur für die Neuen, sondern auch für die zu denen sie kommen. Wer den OECD-Bericht in seinen spannendsten Teilen liest, kann schon einmal einen Blick in die Zukunft der Ersten Welt werfen: In zwei Dritteln der OECD-Länder ist dem Bericht zufolge 2011 die arbeitende Bevölkerung geschrumpft. Da das Potenzial der Inländer schon in den vergangenen Jahren weitgehend ausgeschöpft worden sei, werde Migration immer wichtiger, um die Wirtschaftskraft eines Landes zu erhalten.

Diskriminierung hindert die Integration in den Arbeitsmarkt

Wenn denn auch die Zielländer mitspielen, mahnt die OECD. Diskriminierung von Zuwanderern sei „ein zentrales Hindernis“ für deren Integration in den Arbeitsmarkt – also auch dafür, ob sie Steuern, Renten- und Krankenversicherungsbeträge zahlen können oder ob sie in die Abhängigkeit von staatlichen Hilfen geraten. Bei wachsendem Anteil von Neubürgern in praktisch allen OECD-Ländern, so lässt sich aus dem Bericht folgern, ist eine aktive Antidiskriminierungspolitik keine gute Tat für Neuankömmlinge mehr, sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des ganzen Landes.

Dabei, auch dies lässt der Bericht durchblicken, geht es nicht darum, Einzelne als Rassisten anzuprangern. Viel stärker als private Abneigungen wirkten allgemein in der Gesellschaft verbreitete Vorurteile. Und Politik, die sich ebenfalls an alle richtet, kann folglich helfen: Bunt gemischtes Personal in den Behörden, eine Lehrerausbildung, die auf eine immer vielfältigere Schülerschaft reagiert. Davon hätten ebenfalls alle etwas: Diskriminierung abzubauen, heißt es im Bericht der OECD, würde die Wirtschaftsleistung messbar steigern.

Zur Startseite