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Militäreinsatz: Israels Attacke auf Hilfskonvoi schockiert die Welt

Israel hat mit der Erstürmung eines internationalen Hilfskonvois für den Gazastreifen weltweit heftige Empörung ausgelöst. Mindestens neun Aktivisten wurden getötet. Auch deutsche Politiker waren an Bord.

Berlin/Tel Aviv - . Bei dem Militäreinsatz auf See am frühen Montagmorgen wurden nach israelischen Angaben vom Abend neun Aktivisten getötet. Diese Zahl habe sich „verfestigt“, hieß es. Ursprünglich war von mindestens zehn Toten die Rede gewesen. Inoffiziell hieß es, die meisten Toten seien Türken. Die sechs Schiffe der „Flottille der Freiheit“ hatten 10 000 Tonnen Hilfsgüter an Bord, mehr als 700 Aktivisten begleiteten den Konvoi. Auf dem türkischen Hauptschiff „Marmara“ befanden sich auch Deutsche.

Israelische Einheiten seilten sich vor Sonnenaufgang von Hubschraubern auf die sechs Schiffe ab, die von propalästinensischen Gruppen und einem türkischen Menschenrechtsverband gechartert waren. Die Israelis näherten sich zudem dem Hilfskonvoi mit Schnellbooten, von denen aus sie die Flotte enterten. Die Schiffe hätten trotz mehrfacher Warnungen die über den Gazastreifen verhängte Seeblockade durchbrechen wollen, sagte ein israelischer Regierungssprecher. Israel habe bis zuletzt eine Konfrontation verhindern wollen. An Bord sei die Situation jedoch eskaliert. Soldaten seien unter Beschuss geraten und mit Messern von türkischen Islamisten angegriffen worden. Im Gazastreifen herrscht die radikale Hamas. Die Blockade begründet Israel damit, dass sie Waffenschmuggel verhindere.

Israels Armee sprach von Selbstverteidigung, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von einem Massaker. Israels Verbündete in Europa und die Vereinten Nationen zeigten sich geschockt. Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri und der syrische Präsident Baschar al Assad warnten gar vor einer Eskalation, die zu einem Krieg in der Region führen könnte. Auch die Bundeskanzlerin warnte vor einer „Eskalation“ im Nahen Osten. Der UN-Sicherheitsrat kam noch am Montag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu brach seinen Besuch in Kanada ab und sagte auch ein Treffen mit US-Präsident Barack Obama in Washington ab, der Verständnis dafür äußerte, aber in einem Telefonat mit Netanjahu eine rasche Aufklärung des Angriffs forderte. Ankara rief den türkischen Botschafter aus Israel ab. Außerdem will die Türkei drei Militärabkommen mit Israel annullieren.

An Bord der sechs Schiffe waren auch Prominente wie der schwedische Schriftsteller Henning Mankell. Das Auswärtige Amt informierte am Abend darüber, dass „fünf der zehn deutschen Staatsangehörigen offenbar wohlauf“ seien. Das habe ein Kontakt mit einem der beiden Bundestagsabgeordneten der Linken ergeben, die beim Schiffskonvoi dabei waren. Man dringe in Israel weiter auf Informationen über die anderen Deutschen. fan/dpa

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