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Militärmanöver: Nordkorea kündigt Atomtest an

Angesichts der "Drohung der USA mit einem Atomkrieg" und der Sanktionen gegen das abgeschottete Land will Nordkorea einen Atomtest durchführen. Es wäre Pjöngjangs erster Test. Politiker in aller Welt zeigten sich besorgt.

Pjöngjang - Nordkorea hat einen Atomtest angekündigt und dies mit der Notwendigkeit zur Selbstverteidigung angesichts eines drohenden Atomkriegs begründet. Das nordkoreanische Außenministerium erklärte laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA, die "extreme Drohung der USA mit einem Atomkrieg, die Sanktionen sowie der anhaltende Druck" zwängen das Land zu diesem Schritt. Der Test werde unter Beachtung der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen. Ein Datum wurde nicht genannt. Die Ankündigung löste internationale Besorgnis aus. Tokio kündigte für den Fall eines Atomtests "harte" Gegenmaßnahmen, die britische Regierung "ernsthafte Folgen" an. Russland rief Pjöngjang zur Zurückhaltung auf.

Die Demokratische Volksrepublik Nordkorea werde "niemals als erste die Atomwaffe einsetzen", hieß es in der Erklärung. Doch ein "Volk ohne verlässliches Abschreckungspotenzial" sei zu einem "tragischen Tod" verurteilt, während die Souveränität des Landes "willentlich verletzt" zu werden drohe. Die vom UN-Sicherheitsrat gegen Pjöngjang verhängten Sanktionen nannte das Außenministerium in seiner Erklärung eine faktische "Kriegserklärung". Zusammen mit den Sanktionen der USA, mit denen die Regierung von Präsident George W. Bush Nordkorea "isolieren, wirtschaftlich ersticken und sein sozialistisches System niederreißen" wolle, bedeute dies ein Sicherheitsrisiko für das Land.

Bereits zuvor Besitz von Atomwaffen erklärt

Pjöngjang hatte sich bereits früher zum Besitz von Atomwaffen bekannt, dies bislang aber nicht durch durch einen Atomtest belegt. Die USA und andere Staaten haben Nordkorea nachdrücklich vor einem solchen Schritt gewarnt. Der japanische Außenminister Taro Aso sprach am Dienstag von einer "Bedrohung des Friedens" durch Pjöngjang. Ein Sprecher des britischen Außenministeriums sagte, das Vereinigte Königreich werde einen Atomtest als "hochgradig provokativ" ansehen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow rief die USA auf, Direktverhandlungen mit Nordkorea aufzunehmen.

Nordkorea hatte am 4. Juli ohne Vorwarnung mehrere Raketen getestet. Darunter war auch eine Langstreckenrakete vom Typ Taepodong-2, die mit einer Reichweite von mehr als 6000 Kilometern theoretisch auch die US-Bundesstaaten Alaska und Hawaii erreichen könnte. Die Raketen waren allerdings kurz nach dem Start vor der nordkoreanischen Küste ins Meer gestürzt. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in einer Resolution vom 15. Juli einstimmig die Raketentests und verhängte eingeschränkte Sanktionen gegen die nordkoreanische Führung. Pjöngjang stellte daraufhin einen Ausbau seiner militärischen Abwehr in Aussicht.

Sechs-Länder-Gespräche liegen auf Eis

Bei den Sechs-Länder-Gesprächen mit China, Japan, Russland, den USA und den beiden koreanischen Staaten wurde seit drei Jahren versucht, Nordkorea von der Entwicklung von Atomwaffen abzubringen. Die Gespräche liegen jedoch seit November 2005 auf Eis. Die nordkoreanische Seite hatte als Vorbedingung für ihre Rückkehr an den Verhandlungstisch die Aufhebung der gegen Pjöngjang verhängten Wirtschaftssanktionen gefordert. Eine im September 2005 geschlossene grundsätzliche Vereinbarung über einen nordkoreanischen Atomwaffenverzicht im Austausch gegen ausländische Hilfen im Energiesektor wurde daher nicht umgesetzt. (tso/AFP)

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