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Honduras

© dpa

Militärputsch: Honduras wartet auf Zelayas Rückkehr

Der gestürzte Präsident Manuel Zelaya will am Sonntag ins Land einreisen. Die Furcht vor gewaltsamen Auseinandersetzungen wächst.

Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, hat vor einer Zuspitzung der Lage in Honduras gewarnt. Er riet Zelaya, von einer Rückkehr nach Honduras vorerst Abstand zu nehmen. "Es gibt Risiken und es existiert das Risiko, festgenommen zu werden", sagte Insulza. Medienberichten zufolge erwarten die Anhänger von Zelaya ebenso seine Rückkehr wie Soldaten, die den Befehl haben, den gestürzten Präsidenten zu verhaften.

Auch der honduranische Kardinal Oscar Rodríguez Madariaga rief den entmachteten Präsidenten auf, von einer Rückkehr abzusehen. Käme er zu diesem Zeitpunkt zurück, könne ein "Blutbad" die Folge sein. "Ich weiß, dass Sie das Leben lieben und respektieren. Bis heute ist nicht ein einziger Honduraner umgekommen. Bitte denken Sie nach, danach kann es zu spät sein", sagte er in einer von Radio und Fernsehen übertragenen Ansprache. Er bat die internationale Gemeinschaft, sich nicht in die inneren Angelegenheiten seines Landes einzumischen. Die katholische und die evangelische Kirche stehen in dem Konflikt an der Seite der neuen Interims-Regierung, die Zelaya entmachtet hatte.

Der Putsch hat Proteste in Honduras und massive internationale Kritik ausgelöst. Zelaya bekräftigte unterdessen in Washington am Sitz der OAS, er werde trotz der Warnungen noch am Sonntag nach Honduras zurückkehren. Er wollte am Nachmittag (Ortszeit - etwa ab 2100 Uhr mitteleuropäischer Zeit) an einem nicht näher genannten Ort in Honduras eintreffen. Dies müsse nicht notwendigerweise die Hauptstadt Tegucigalpa sein. Die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner und der Staatschef von Ecuador, Rafael Correa, hatten angekündigt, sie wollten ihn begleiten.

Unterdessen hat die OAS Honduras von der Mitgliedschaft in ihrer Organisation ausgeschlossen. Sie entschied sich für diesen außergewöhnlichen Schritt, nachdem Honduras am Samstag ein Ultimatum hatte verstreichen lassen. Die Staatengemeinschaft hatte von Honduras gefordert, den gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya wieder ins Amt einzusetzen. Es ist das erste Mal seit 1962, dass die OAS eine derartige Maßnahme gegen ein Land beschließt. Damals war Kuba wegen seines prosowjetischen und kommunistischen Kurses ausgeschlossen worden.

Die Übergangsregierung in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa hatte die Rückkehr Zelayas ins Amt zuvor erneut abgelehnt und sich von der OAS-Charta losgesagt. "Es ist besser, diesen hohen Preis zu zahlen (...), als unwürdig zu leben und sich den Forderungen ausländischer Regierungen zu beugen", sagte Übergangspräsident Roberto Micheletti. Die OAS hatte den Schritt allerdings für ungültig erklärt, da die honduranische Regierung nicht international anerkannt sei.

Die 1948 im kolumbianischen Bogotá gegründete OAS hat 35 Mitglieder. Ihr Ziel ist laut Statut die Stärkung des Friedens auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Die Organisation soll die Integrität und Unabhängigkeit der Mitgliedstaaten verteidigen und Streitigkeiten zwischen Mitgliedsregierungen friedlich beilegen. Auf den regelmäßigen Gipfeltreffen der OAS-Staaten sind der Aufbau einer amerikanischen Freihandelszone sowie die Bekämpfung von Drogenschmuggel und anderen Bereichen der organisierten Kriminalität wichtige Themen. (cl/dpa/rtr)

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