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Militärübung: Iran testet neuen Raketentyp

Drohgebärde inmitten des Atomstreits: Wie angekündigt hat Teheran ein Raketenmanöver durchgeführt. Die USA fordern derweil eine Inspektion der zweiten Atomfabrik in Iran.

Iran hat mit den angekündigten Raketentests begonnen. Einem Bericht des iranischen Senders Press TV zufolge erprobten die Revolutionsgarden am Sonntag bei einem Manöver einen neuen Typ von Kurzstreckenraketen sowie Abschussanlagen.

Laut Nachrichtenagentur ISNA dient das alljährlich abgehaltene Manöver dazu, die Fähigkeit der Streitkräfte zur Abschreckung zu erhalten und zu verbessern. Ein Sprecher der Revolutionsgarden sagte, Ziel der Militärübung sei es zudem, die Verteidigungsfähigkeit zu verbessern, auch im Fall einer "lang anhaltenden ausländischen Invasion". Dazu gehöre auch die Bewertung jüngster technischer Fortschritte bei Boden-Boden-Raketensystemen. Die Raketentests erfolgten in verschieden Etappen und an unterschiedlichen Orten, sagte General Hossein Salami. Am Montag sollen zudem erneut Schahab-3-Raketen getestet werden.

Iran hatte bereits im Juli 2008 bei einem Großmanöver die modernste Version der Schahab-3-Rakete getestet. Sie hat eine Reichweite von bis zu 2000 Kilometern und könnte damit israelisches Gebiet erreichen. Die militärische Führung Irans hatte mehrfach mit einem Raketenangriff auf den jüdischen Staat für den Fall gedroht, dass die iranischen Atomanlagen von Israel angegriffen würden.

Die Militärübung erfolgt inmitten des neu angefachten Streits um das iranische Atomprogramm. Am Freitag hatte das Eingeständnis Teherans, neben der bereits bekannten Atomfabrik in Natans eine zweite Anlage zur Urananreicherung betreiben zu wollen, international Besorgnis und heftige Kritik ausgelöst. Die Islamische Republik steht im Verdacht, am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Iran selbst beteuert dagegen, die Nuklearenergie nur für zivile Zwecke nutzen zu wollen.

Die USA verlangen nun, dass Iran unverzüglich internationalen Inspektoren Zugang zu seiner zweiten Atomfabrik gewährt. Wie US-Medien am Samstagabend berichteten, werden Washington sowie fünf weitere Staaten darauf dringen, dass die Inspektoren Personal der Anlage befragen und Konstruktionspläne sowie Computer einsehen können. Den Forderungen soll Regierungsvertretern zufolge am kommenden Donnerstag Nachdruck verliehen werden, wenn die UN-Vetomächte sowie Deutschland zu ersten direkten Verhandlungen mit dem Land über sein Atomprogramm in Genf zusammenkommen.

Teheran kündigte an, internationale Inspektoren in seine neue Anlage lassen zu wollen. Ein konkreter Termin wurde allerdings nicht genannt. Es werde eine "Inspektion der neuen Fabrik in angemessener Zeit geben", sagte der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, im staatlichen Fernsehen.

US-Medien berichteten, dass Washington der iranischen Führung bis Ende des Jahres Zeit einräumt, auf die Forderungen zu reagieren. Sollte Teheran sich jedoch nicht bewegen, würden die USA und ihre Partner auf tief greifende wirtschaftliche Sanktionen gegen Iran drängen. US-Präsident Barack Obama hatte am Samstag Teheran in seiner wöchentlichen Radio- und Internetbotschaft vor gravierenden Konsequenzen gewarnt, sollte die iranische Führung bei ihrem Atomprogramm nicht einlenken. Zugleich bot er aber auch einen ernsthaften Dialog an.

Der russische Präsident Dmitrij Medwedjew bezeichnete die Lage als schwierig. "Der Bau einer neuen Fabrik war eine Überraschung für alle Länder", sagte er laut Agentur Interfax nach dem G-20-Treffen im amerikanischen Pittsburgh. "Dies war ein geheimes Vorhaben, das ist das Schwierigste in dieser Situation." Er schloss nicht aus, dass die Vetomacht Russland Sanktionen gegen den Iran im Weltsicherheitsrat im Unterschied zu früher unterstützen könnte.

Israel schlug noch schärfere Töne an. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte «lähmende Sanktionen» gegen Iran. "Wenn nicht jetzt, wann dann", sagte Netanjahu laut israelischen Medienberichten vom Sonntag in Telefongesprächen mit führenden US-Politikern. Außenminister Avigdor Lieberman sagte dem israelischen Rundfunk, dass die neue Anlage zur Urananreicherung "ohne jeden Zweifel" für militärische und nicht für friedliche Mittel vorgesehen sei. Die Welt müsse jetzt ihre Schlussfolgerungen ziehen.

Die Tageszeitung Jerusalem Post zitierte einen hochrangigen Regierungsbeamten mit den Worten: "Wir glauben, dass viele westliche Länder jetzt sehen, wie die Maske des Irans herunterfällt." Die Welt habe ihre letzte Chance zum Eingreifen.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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