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Politik: Milosevic auch wegen Verbrechen in Kroatien angeklagt

Das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien hat seine Anklage gegen den ehemaligen Staatspräsidenten Slobodan Milosevic am Montag ausgedehnt. Die Anklage wegen Gräueltaten im Kosovo liegt jetzt erweitert vor.

Von Caroline Fetscher

Das UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien hat seine Anklage gegen den ehemaligen Staatspräsidenten Slobodan Milosevic am Montag ausgedehnt. Die Anklage wegen Gräueltaten im Kosovo liegt jetzt erweitert vor. Sie umfasst nun auch die Untersuchung wegen der im Laufe diesen Jahres entdeckten Massengräber in Serbien, in denen die Körper ermordeter Albaner aus dem Kosovo gefunden wurden. Zudem erhob Chefanklägerin Carla del Ponte eine neue Anklage wegen in Kroatien begangener Verbrechen der jugoslawischen Polizei und Armee zwischen August 1991 und Juni 1992, als große Teile Kroatiens "ethnisch gesäubert" werden sollten. Hunderte Morde und die Deportation von mindestens 170 000 Kroaten und anderer Nichtserben werden Milosevic und seinem Regime zur Last gelegt.

Da der Angeklagte keinen Rechtsbeistand nehmen will, hat die Kammer des Gerichts, auf Ersuchen der Richter, drei "Amici Curiae" (Freunde des Gerichts) bestimmt, die Richter Richard May und seine beiden Beisitzer auf Umstände aufmerksam machen sollen, die für den Angeklagten sprechen.

Die drei renommierten Strafverteidiger sind Steven Kay, der Serbe Branslav Tapuskov und der Holländer Michail Wladimiroff. Alle drei wiesen auf den ihrer Ansicht nach illegalen Transfer des Häftlings Ende Juni 2001 von Belgrad nach Den Haag hin und äußerten Bedenken gegenüber der Tatsache, dass ein Staatsoberhaupt vor ein Gericht außerhalb seines Landes gestellt wurde. Slobodan Milosevic zeigte sich von den "Amici" unbeeindruckt: "Sie sprechen nicht für mich, ich habe mit ihnen nichts zu tun."

Das Gericht wiederum zeigte wenig Verständnis für die Einlassung der Chefanklägerin del Ponte, der Angeklagte habe kein Recht darauf, seine Verteidigung selbst zu übernehmen. Richter May erklärte, dieses Recht stünde jedem zu. In seiner Selbstverteidigung erklärte Milosevic dem in seinen Augen illegalen Tribunal: Ich stehe vor Gericht, weil ich mein Volk gegen Terroristen verteidigt habe." Darüber hinaus weigerte sich Milosevic, sich mit den Anklagen überhaupt zu befassen. Er habe keine Absicht, sich mit "etwas vollkommen Konstruiertem" zu befassen, das von der Wahrheit "weit entfernt" sei.

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