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Missbrauch: Ehemalige Heimkinder zeigen sich enttäuscht

Die Beratungen um die Entschädigung ehemaliger Heimkinder verlaufen stockend. Dennoch soll am Montag ein Abschlussbericht vorliegen.

Mit einem Protest der ehemaligen Heimkinder hat am Donnerstag die letzte Sitzung des Runden Tischs Heimerziehung begonnen, der am kommenden Montag seinen Abschlussbericht vorstellen will. Die Beratungen wurden nach der heftigen Kritik der Heimkinder-Vertreter an den Lösungen zur Entschädigung fortgesetzt. Antje Vollmer, Moderatorin des vom Bundestag Ende 2008 eingesetzten Gremiums, sagte dem Tagesspiegel: „Es wird den Bericht auf jeden Fall am Montag geben.“ Sie wies darauf hin, dass er im Vorfeld bereits „zu 80 Prozent“ abgestimmt sei. Der Bericht soll dem Bundestag Empfehlungen zur Aufarbeitung und Wiedergutmachung der Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren vorlegen.

Enttäuschung hat es unter den drei Vertretern der ehemaligen Heimkinder am Runden Tisch vor allem wegen der schwierigen Diskussion um die Entschädigungsfrage gegeben. Statt der erhofften generellen Entschädigung durch eine Opferrente oder einen Pauschalbetrag sehen die Verhandlungen am Runden Tisch Wiedergutmachung nur im Einzelfall vor. Die Mittel müssten zu je einem Drittel vom Bund, den Ländern und den Kirchen getragen werden, die als vormalige Träger der Erziehungsheime am Runden Tisch sitzen. Einige Länder – Bayern und Hessen – haben verbindliche Zusagen für Entschädigungsleistungen bis jetzt verweigert; von dort heißt es, erst nach Vorlage des Abschlussberichts im Bundestag könnten die Länder sich abschließend festlegen.

Der Bundestag hat in einem parteiübergreifenden Beschluss das „erlittene Unrecht“ bedauert, das viele Kinder in den 50er und 60er Jahren in staatlichen und kirchlichen Erziehungheimen erdulden mussten. Ehemalige Heimkinder hatten 2006 den Bundestagspetitionsausschuss angerufen. In den Anhörungen wurde ein Erziehungsregiment mit drakonischen Strafen, Kinderarbeit, sexuellem Missbrauch und Demütigungen offenbar, das schließlich zur Einrichtung des Runden Tisches geführt hat. Der Bericht soll dem Bundestag im Januar vorliegen.

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