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Politik: Missbrauch: Kabinett für Runden Tisch Ziele sind Prävention

Berlin - Nach langem Gezerre will das Bundeskabinett am heutigen Mittwoch einen Runden Tisch zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs beschließen. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) und Justizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) hatten jeweils thematisch eigenständige Runde Tische angekündigt, nachdem eine große Zahl von Missbrauchsfällen in Schulen und Internaten bekannt geworden war.

Berlin - Nach langem Gezerre will das Bundeskabinett am heutigen Mittwoch einen Runden Tisch zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs beschließen. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) und Justizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) hatten jeweils thematisch eigenständige Runde Tische angekündigt, nachdem eine große Zahl von Missbrauchsfällen in Schulen und Internaten bekannt geworden war. Erst eine Intervention von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bewegte die Justizministerin zum Einlenken. Zudem will die Bundesregierung einen oder eine unabhängige Beauftragte einsetzen, die Empfehlungen für Hilfen für Missbrauchsopfer erarbeitet. Wer diese Aufgabe übernehmen soll, war am Dienstag nicht zu erfahren.

Der ressortübergreifende Runde Tisch soll am 23. April zum ersten Mal tagen und nicht nur Missbrauch in Kircheneinrichtungen, sondern auch in Familie, Schule und Sportverein in den Blick nehmen. Zwei Arbeitsgruppen sollen sich mit den Themen Prävention und juristische Aufarbeitung beschäftigen. Auch Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) wird mitarbeiten. Ziel sei eine allgemeine Sensibilisierung für das Thema sowie eine Selbstverpflichtung der Teilnehmer zum Umgang mit Missbrauch, hieß es in Regierungskreisen.

Die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Dorothee Bär (CSU), begrüßte, dass der Runde Tisch sich auch mit Missbrauchsfällen außerhalb der Kirche befassen wolle. „Missbrauch ist nicht nur ein Problem der Kirchen, es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“, sagte sie. Missbrauch finde „täglich in allen Schichten, in Vereinen, in Verbänden und auch in Familien statt“. Auch die familienpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Miriam Gruss, begrüßte die Einigung. „Wir brauchen Prävention plus Intervention, wir müssen Täter und Opfer in den Blick nehmen“, sagte sie.

Die Grünen wandten sich gegen den Vorschlag. „Wir bezweifeln, ob ein von drei Ministerien eingesetzter Runder Tisch das richtige Instrument ist, um Aufklärung und das Bekenntnis zur Verantwortung für Missbrauch voranzubringen“, sagte die Familienexpertin Katja Dörner. Stattdessen solle der Bundestag eine unabhängige Kommission zum Kampf gegen Missbrauch einsetzen. Sie solle Ansprechpartner für die Opfer sein, Missbrauchsfälle dokumentieren, nach Ursachen forschen und Empfehlungen zur Prävention abgeben. „Wir fordern, dass pädagogische Konzepte gegen Missbrauch und der richtige Umgang mit Missbrauchsfällen verpflichtender Bestandteil der Ausbildung von Menschen werden, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten“, meinte Dörner.

Der Verein ehemaliger Heimkinder verzeichnet seit dem Missbrauchsskandal eine wachsende Zahl von Anrufen und Anfragen. Viele Traumatisierte berichteten, zunächst auch anonym, unter Tränen, dass sie missbraucht worden seien, sagte der Vereinssprecher Dirk Friedrich. Er schätzt, dass 70 bis 80 Prozent der etwa 500 Mitglieder sexuell missbraucht wurden. Der Verein fordert von der Kirche, die Träger der meisten Heime war, und von staatlichen Organisationen, Soforthilfen anzubieten.hmt/dpa

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