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Missbrauch: Kirche meldet mehr als 250 Verdachtsfälle

Skandal weitet sich international aus

Hamburg - Bei der katholischen Kirche in Deutschland melden sich immer mehr Opfer sexuellen Missbrauchs. Seit Enthüllung der Übergriffe von Geistlichen auf Schüler am Canisius-Kolleg in Berlin Ende Januar sind bundesweit mehr als 250 Verdachtsfälle bekannt geworden. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den 27 Bistümern. Meist geht es um strafrechtlich längst verjährte Taten aus den 50er bis 80er Jahren.

Die vom Jesuitenorden beauftragte Anwältin Ursula Raue kennt mittlerweile schon rund 160 Verdachtsfälle allein in Einrichtungen des Ordens. Vielerorts werden jetzt auch alte Akten neu durchgearbeitet. In vielen Fällen haben sich Opfer unter dem Siegel der Verschwiegenheit an die Kirchenleitung gewandt. Probleme bereiten anonyme Beschuldigungen und Spekulationen – diese ließen sich kaum aufklären und schafften ein Klima des Misstrauens, hieß es. Auch außerhalb der katholischen Kirche wurden Missbrauchsfälle an Schulen bekannt.

Ermittelt wird bundesweit derzeit gegen mindestens 14 Geistliche wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch. Das ergab eine Umfrage des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ unter den 24 deutschen Generalstaatsanwaltschaften. 15 der Behörden hätten Angaben gemacht. Hinzu kämen Verfahren gegen elf weltliche Lehrer und Erzieher.

Unterdessen weitet sich der Skandal um pädophile Priester in der Schweiz aus. So teilte das berühmte Kloster Einsiedeln mit, es habe sexuelle Übergriffe auf Abhängige gegeben. Das Bistum Chur untersucht nach eigenen Angaben derzeit rund zehn Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch in den Kantonen Graubünden, Zürich und Schwyz. Die Hinweise habe das Bistum Chur von Opfern, ihren Angehörigen und von anderen Personen erhalten, sagte Bischofsvikar Christoph Casetti. Zum Teil lägen die Vorkommnisse schon Jahrzehnte zurück. In keinem der Fälle wurde eine Strafanzeige eingereicht, weil entweder die Opfer darauf verzichtet hätten oder die damals hinzugezogenen externen Fachleute die Handlungen als nicht strafrelevant betrachtet hätten.

Auch in den Niederlanden mehren sich die Hinweise auf sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Wie ein Kirchensprecher am Samstag mitteilte, wurden seit Anfang März bereits rund 1100 Hinweise auf Fälle von mutmaßlichem sexuellen Missbrauch zwischen 1950 und 1970 erfasst. dpa/ddp

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