zum Hauptinhalt

Missbrauch und Osterpredigten: Papst schweigt - Bischöfe reden

Während Papst Benedikt in Rom zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche schwieg, gingen viele katholische Würdenträger in ihren Osterpredigten darauf ein und mahnten einen Neuanfang ihrer Kirche an.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen verlangte eine gründliche Aufarbeitung. „Notwendig sind nun das Öffnen der Wunden, deren gründliche Reinigung, Läuterung und Buße“, sagte Algermissen nach Kirchenangaben am Sonntag im Fuldaer Dom.

„Wir brauchen einen Neuanfang“, erklärte auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Es sei nötig, „Brücken des Vertrauens“ zu bauen, hieß es in seinem Ostergruß, der am Sonntag auf der Internetseite des Freiburger Erzbistums veröffentlicht wurde.

Papst Benedikt XVI. ging in seiner Osterbotschaft in Rom nicht auf den Missbrauchsskandal in katholischen Einrichtungen mehrerer Länder ein. Abweichend vom Kirchenprotokoll stellte sich jedoch der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, ausdrücklich hinter den Papst, der wegen des Skandals mehrfach persönlich angegriffen worden ist. Das Volk Gottes werde auf Geplapper nicht hören, behauptete Sodano. „Die ganze Kirche ist mit Ihnen“, sagte der Kardinal dem Kirchenoberhaupt. Sodano wünschte dem müde wirkenden Benedikt fröhliche Ostern. Niemals zuvor war eine Ostermesse auf dem Petersplatz mit einer solchen Botschaft an den Papst eröffnet worden.

Geistliche in Großbritannien und Irland entschuldigen sich

Zahlreiche katholische Geistliche in Großbritannien und Irland nahmen ihre Osterpredigten zum Anlass, sich für die Rolle der Kirche beim sexuellen Missbrauch von Kindern zu entschuldigen. Vor allem ging es um den Skandal in Irland. Dort waren Kinder jahrzehntelang in katholischen Einrichtungen missbraucht und misshandelt worden.

„In der ganzen Welt wurden viele böse Taten begangen, vor allem mit Blick auf den sexuellen Missbrauch von Kindern und jungen Menschen“, sagte das Oberhaupt der Katholiken in Schottland, Kardinal Keith ÒBrien, am Sonntag in Edinburgh. Innerhalb der Kirche seien schwere Sünden begangen worden, erklärte auch der Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, der Oberhaupt der Katholischen Kirche in England und Wales ist.

Augsburger Bischof ruft zu Umkehr auf

Der Augsburger Bischof Walter Mixa rief in seiner Osterpredigt angesichts des Missbrauchsskandals zu Umkehr und Erneuerung auf. Es müsse ein neuer Weg eingeschlagen werden, sagte der Bischof am Sonntag im Augsburger Dom. „Über der Bischofskonferenz lag so etwas wie eine Bleidecke“, sagte er. „Die ganze Kirche ist bedrückt.“ Besonders erschütternd bei den Missbrauchfällen an Kindern inner- und außerhalb der Kirche sei, dass „gerade die kleinsten unter den Menschen“ nicht geachtet worden seien.

„Menschen sind beschädigt worden, man hat ihnen Böses angetan“, sagte Mixa. „Es ist Buße zu tun.“ Der Geistliche nahm in seiner Predigt nicht Stellung zu den Misshandlungsvorwürfen gegen seine Person. Mehr als ein halbes Dutzend ehemalige Heimkinder hatten Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer im bayerischen Schrobenhausen von 1975 bis 1996 vorgeworfen, sie geschlagen zu haben.

Der evangelische Landesbischof Markus Dröge zeigte sich in seiner Osterpredigt im Berliner Dom am Sonntag darüber „entsetzt, wie viele Schweigekartelle es gegeben hat und immer noch gibt“. Allerdings sei in den Enthüllungen der jüngsten Zeit nun eine österliche Hoffnung zu erkennen. Dröge sagte laut einer vorab verbreiteten Mitteilung: „Die Opfer fühlen sich nicht länger gezwungen, ihr Leiden zu verdrängen. Sie gewinnen Selbstvertrauen und Selbstachtung zurück.“ (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false