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Misshandlungen bei der Bundeswehr: Hosen runter und auf die Knie

Im Prozess um die Misshandlung von Rekruten in der Coesfelder Freiherr-vom-Stein-Kaserne sind die angeklagten Ex-Ausbilder erheblich belastet worden. Zeugen berichten von schmerzvollen Übergriffen im Verhörkeller.

Ein Rekrut im Alter von 22 Jahren sagte am  heutigen 35. Verhandlungstag vor dem Landgericht Münster: "Ich musste die Hose ausziehen, niederknien und ich wurde mit kaltem Wasser bespritzt. Dann bekam ich einen Stromstoß. Das war das Schlimmste, an das ich mich erinnere." Als er ohne Hose nass auf dem Kellerboden kniete, sei es sehr kalt gewesen. Auch habe man seine Hände so eng mit Kabelbindern gefesselt, dass sie später angeschwollen seien. Als er auf dem Boden lag, sei ein Ausbilder über seinen Rücken gelaufen.

Hosen runter im Verhörkeller

Ein 24-jähriger Ex-Rekrut berichtete ebenfalls, dass man ihm im Verhörkeller die Hose herunter gezogen habe. "Einer verpasste mir einen Stromstoß am Bauch. Das tat zwar nicht weh, aber meine Muskeln verkrampften", sagte der Zeuge aus. Ein damaliger Feldwebel gab zu Protokoll, dass er in der Sandgrube bei einigen Übungen zugegen war. Er habe sich später mit dem Kompaniechef in Verbindung gesetzt und ihm gesagt, dass solche Übungen kein Thema der Grundausbildung seien.

Geiselnahmen simuliert

Die Staatsanwaltschaft wirft ehemaligen Bundeswehr-Ausbildern vor, im Jahr 2004 in Coesfeld vier simulierte Geiselnahmen initiiert zu haben, an denen über 160 Rekruten beteiligt gewesen sein sollen. Dabei soll es zu Übergriffen und Misshandlungen gekommen sein. Von den insgesamt 18 Angeklagten wurde einer inzwischen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, fünf erhielten Geldstrafen, zwei wurden freigesprochen. Der Prozess soll am Mittwoch dieser Woche fortgesetzt werden. (dm/ddp)

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