zum Hauptinhalt

Misstrauen: Brand von Ludwigshafen – Ursache noch immer ungeklärt

Neun Menschen starben bei der Brandkatastrophe von Ludwigshafen vor einem Jahr. Obwohl die Staatsanwaltschaft einen Anschlag ausschließt, bleiben die türkischen Medien nach wie vor misstrauisch.

Ein Jahr nach der Brandkatastrophe von Ludwigshafen sind viele Türken immer noch misstrauisch und glauben an einen fremdenfeindlichen Anschlag: "Wir haben es nicht vergessen", titelt Deutschlands meistgelesene türkische Zeitung Hürriyet am Dienstag. Die Ursache des "verdächtigen Brands" sei bis heute nicht aufgeklärt, allein die Akte sei geschlossen worden, schreibt Hürriyet.

Das verheerende Feuer am 3. Februar 2008 kostete neun türkischstämmige Menschen das Leben. Tatsächlich ist die Brandursache bis heute ungeklärt. Was jedoch keine der türkischsprachigen Zeitungen am ersten Jahrestag erwähnt: Die Staatsanwaltschaft hat einen Brandanschlag als Ursache ausgeschlossen. Sie geht inzwischen von einem fahrlässigen Verhalten aus. Vor einem Jahr wurde das Feuer jedoch zum Politikum.

Vor diesem Hintergrund hat am Dienstag eine Gedenkfeier vor der Ruine des Hauses stattgefunden, an der etwa 200 Menschen teilnahmen, darunter Freunde und Angehörige der Getöteten, Rettungskräfte und Politiker. Zur öffentlichen Veranstaltung am Nachmittag kamen auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), und der türkische Botschafter Ali Ahmet Acet. Böhmer übermittelte den Angehörigen die Anteilnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im März will Böhmer mit Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) nach Gaziantep reisen, in die Heimatstadt der Opfer, um dort ihre Gräber zu besuchen. "Ich bin überzeugt davon, dass die Katastrophe Deutsche und Türken einander näher gebracht hat", sagte Böhmer in Ludwigshafen.

Ein Blick in die türkische Presse von Dienstag lässt allerdings auch einen anderen Schluss zu. Neben Plädoyers von Politikern für den deutschtürkischen Zusammenhalt kommen enttäuschte Türken zu Wort: "Wir sind traurig, dass der Fall nicht aufgeklärt wurde", sagt etwa der Vorsitzende des Ludwigshafener Ausländerbeirats in der Hürriyet. "Möge Gott keinem Volk solche Qualen zumuten."

Viele Türken in Deutschland glauben, die deutschen Ermittler hätten kein ehrliches Interesse an einer Aufklärung des Falls gehabt. Dass die aus der Türkei entsandten Beobachter die Einstellung der Untersuchung im Sommer befürworteten, wird unterschlagen. Mit Blick in die Zukunft heißt es etwa in der Türkiye: "Wir werden das nie vergessen!"

Ferda Ataman

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false