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Politik: Mit der Brechstange ist keine Politik zu machen (Kommentar)

Was tun mit einer Überzeugungstäterin? Ebenso vergeblich wie leidenschaftlich hat Regine Hildebrandt versucht, die Brandenburger Sozialdemokraten mit der Brechstange auf das rot-rote Gleis zu hebeln.

Was tun mit einer Überzeugungstäterin? Ebenso vergeblich wie leidenschaftlich hat Regine Hildebrandt versucht, die Brandenburger Sozialdemokraten mit der Brechstange auf das rot-rote Gleis zu hebeln. Nun steht sie vor den Trümmern ihrer eigenen Perspektiven. Im Ministeramt bleiben kann sie nicht mehr - damit bräche ihre Glaubwürdigkeit zusammen, die ihr größtes Kapital ist. Das ist die Konsequenz aus dem Konflikt zwischen Kopf und Bauch, den Hildebrandt der Partei nach dem Verlust der absoluten Mehrheit aufgezwungen hat.

Regine Hildebrandt ist die populärste Sozialdemokratin in Ostdeutschland - aber eine Politikerin ist die Frau mit der Lizenz zum Schnellsprechen auch in neun Ministerjahren nicht geworden. Das ist ihre Stärke und ihr Schwäche. Ihr Kampf für Rot-Rot gründete nicht in einer politischen Analyse, sondern im Abscheu gegenüber der CDU. Eine Regierung aber ist keine Wohngemeinschaft mit Kuschelgarantie.

Die Sozialministerin aus der selbstgestellten Falle zu holen und zugleich die Popularität der Landesmutter zu nutzen, ist eine Sache, sie zur Parteivorsitzenden machen zu wollen, ist ein Vorschlag, der mit zu heißer Nadel gestrickt ist. Da braucht es neben einem heißen Herzen auch strategische Fähigkeiten - und auch die Bereitschaft, Fehler der letzten Jahre kritisch zu analysieren. Auch die Integration gehört nicht zu den Stärken der Frau, die jeden Einwand - auch aus eigenen Reihen - mit einem verbalen Sperrfeuer niedermäht. Wer sich mit Regine Hildebrandt ein klares Profil der Brandenburger SPD als Gegengewicht zum grauen Regierungsgeschäft in der Großen Koalition verspricht, wird bedient. Die Partei aber so zu modernisieren, dass sie gegenüber der Union nicht weiter an Attraktivität verliert, ist ihr kaum zuzutrauen. Das müssten auch jene wissen, die Hildebrandt weiterhin als Aushängeschild präsentieren möchten.

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