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Politik: Mit der Bundeswehr gegen Drogenbarone?

Der deutsche Nato-General Gliemeroth fordert, dass es in Afghanistan möglichst bald eine Großaktion gegen den Mohnanbau gibt

Von Robert Birnbaum

Götz Gliemeroth ist ein deutscher General, trotzdem untersteht er nicht der Bundeswehr. Es kann ihm also egal sein, wenn sich im Berliner Verteidigungsministerium die Begeisterung über seine jüngsten Äußerungen in Grenzen hält. Gliemeroth, im Auftrag der Nato Chef der internationalen Schutztruppe Isaf in Afghanistan, hat nämlich vorausgesagt, dass am Hindukusch über kurz oder lang eine Großaktion gegen Drogen gestartet werden müsse. Man müsse „nicht überhastet, aber so früh wie möglich“ gegen den Mohnanbau vorgehen, weil sich anders das größte Übel Afghanistans nicht werde beseitigen lassen. „Eine solche Gesamtoperation wird natürlich auch in Kauf nehmen müssen, dass es zu Auseinandersetzungen (wie Kämpfen) kommt“, gab Gliemeroth der Deutschen Nachrichten-Agentur (dpa) zu Protokoll.

Gliemeroth ging gleich noch auf das ins nordafghanische Kundus entsandte deutsche Wiederaufbauteam ein. Die Soldaten würden mit Sicherheit irgendwann „drogenbezogenen kriminellen Handlungen“ gegenstehen: „Mit Sicherheit wird man dort nicht wegsehen können.“ Was der General aber nicht als Aufforderung zum Heldentum missverstanden wissen will – vor „punktueller Effekthascherei“ könne er nur warnen. Nun gehört die Drogenbekämpfung zu den Aufgaben, die die Petersberg-Konferenz 2001 dem neuen Afghanistan aufgegeben hat, und auch der Staatengemeinschaft wird indirekt eine Rolle dabei zugewiesen. „Im Kampf gegen Terrorismus, Drogen und organisiertes Verbrechen arbeitet die Interimsverwaltung mit der internationalen Gemeinschaft zusammen“, vermerkt die Abmachung. Gliemeroth bewegt sich also mit seinen Gedankenspielen nicht jenseits seines Auftrags. Trotzdem passen sie der Bundesregierung nicht ins Konzept. In Kundus hat der afghanische Verteidigungsminister Mohammed Fahim das Sagen. Fahim finanziert sich und seine Privatmiliz durch Drogenhandel und wird dabei vermutlich nicht gern gestört. Das Thema ist also heikel; im Kundus-Mandat des Bundestages sind missverständliche Formeln um das Stichwort „Drogen“ mit Bedacht vermieden worden. Dass Gliemeroths Worte die deutschen Soldaten direkt gefährden könnten, glaubt keiner. Aber ein Ministeriumssprecher rückt sicherheitshalber zurecht: Der Anti-Drogen-Kampf sei „eine Sache für die afghanischen Sicherheitskräfte“.

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