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Politik: Mit einem Super-Vize gegen den Super-Minister

Friedrich Merz will stellvertretender Fraktionschef der Union werden

Ende gut, alles gut. Friedrich Merz hat sich „in die Pflicht nehmen“ lassen. Er stellt sich in „den Dienst der Sache, und die lautet: Angriff auf Rot-Grün“. So formulierte es Angela Merkel am Montag. Und damit war klar, dass der Vorgänger der Vize der Nachfolgerin wird: Der Ex-Chef der Unionsfraktion, nach der Wahl abgesetzt und gedemütigt, wird nun als Merkels Stellvertreter für Wirtschaft, Arbeit, Finanzen und Steuern zuständig sein. Eine „erfreuliche Stärkung“ sieht Edmund Stoiber. Nun trete „das beste Team“ gegen Schröders Mannschaft an – immerhin eine Regierung, die „so viel Kontrolle wie keine zuvor“ brauche, so der bayerische Ministerpräsident.

Mit der Einigung endete nach einem weiteren Gespräch zwischen Merkel und Merz das vierwöchige Rätselraten über die Zukunft des Enttäuschten. Merz war als Konkurrent von Jürgen Rüttgers um den Landesvorsitz in NRW gehandelt worden, auch als Parteivize auf Bundesebene. Dass die Fraktion ihn am Mittwoch nun auch wählt, daran besteht kaum ein Zweifel.

Dass Merkel die Einbindung ihres Vorgängers gelungen ist, darf sie als Sieg betrachten. Dass die Zusammenarbeit zwischen der Chefin und Merz einfach wird, glauben nicht viele. Sie selbst sagte auf die Frage, ob Merz ein permanenter Gegenkandidat werde: „Ich glaube nicht.“ Sie sei „sehr froh“ über sein Einlenken, und in den Gremien sei dies auf „einhellige Zustimmung“ gestoßen.

Merz hat sich einen großen Stab zusichern lassen, er wird in die Abstimmung mit den Unions-Ministerpräsidenten einbezogen, wenn es um seine Themen geht, und er hat die Chance, sich gegenüber gleich zwei Schwergewichten im Kabinett zu profilieren: Wolfgang Clement und Hans Eichel. Das erste Opfer seines späten Einlenkens heißt Matthias Wissmann. Der Schwabe und Ex-Minister sollte eigentlich den Clement-Kontrahenten geben. Da dieses Modell vom Tisch ist, könnte sich nun auch der Frust der norddeutschen Unionisten legen. Die sahen zu viele Süddeutsche an der Spitze. Zumal Nordlicht Volker Rühe als Fraktionsvize für die Außen- und Sicherheitspolitik dem Badener Wolfgang Schäuble Platz machen soll. Als regionale Austarierungsmasse gilt noch der mögliche neue Posten eines Vizes für die Agrar- und Verbraucherschutzpolitik, der Kiels CDU-Chef Peter Harry Carstensen zufallen könnte. Damit wäre die parlamentarische Unions-Spitze komplett. Ministerin Ulla Schmidt wird es weiter mit Horst Seehofer für die Sozial-, Gesundheits- und Rentenpolitik zu tun haben.

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