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Politik: Mit Musharraf oder ohne ihn? Wahlsieger in Pakistan

sind noch unentschlossen

Neu-Delhi - Die wahren Helden Pakistans gehen wieder auf die Straße. In den großen Städten demonstrieren erneut tausende Anwälte und Richter in schwarzen Anzügen. „Der Sieg ist nicht mehr fern“, ermutigte Iftikhar Chaudhry die Kollegen. Freunde hatten ein Handy in sein Haus in Islamabads „Richterviertel“ geschmuggelt. Seit bald vier Monaten ist der unbeugsame Chefrichter mit Frau und Kindern dort eingesperrt. Und trotz des Wahlsiegs der Opposition wurde der Hausarrest noch nicht aufgehoben.

Die Königspartei des ungeliebten Präsidenten Pervez Musharraf mag entmachtet sein, aber der Kampf um Pakistans Zukunft ist nicht vorbei: Die von den Juristen angeführte Demokratiebewegung misstraut den beiden siegreichen Oppositionsparteien noch. Unerwartet schnell hatten die Bhutto-Partei PPP und die Muslimliga (PML-N) von Nawaz Sharif am Donnerstag eine Koalition vereinbart. Doch die große Streitfrage, ob Musharraf gestürzt werden oder ob man sich mit ihm arrangieren sollte. Bislang fordert Sharif, dass die von Musharraf abgesetzten Verfassungsrichter um Chaudhry wieder eingesetzt werden. Dies wäre Musharrafs politisches Ende. Die Richter würden seine Wiederwahl im Nachhinein wohl für nichtig erklären.

Allerdings muss auch Zardari die Richter fürchten, da mehrere Verfahren gegen ihn anhängig sind. Der Bhutto-Witwer will, dass das Parlament über Musharrafs Zukunft entscheidet. Doch das könnte ins Leere laufen: Zwar kann das Parlament mit Zweidrittelmehrheit ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten einleiten. Doch der Musharraf-freundliche Senat könnte dies blockieren.

Die Bewegung will nun ihren Druck erhöhen. Seit Monaten sind Anwälte und Richter im ganzen Land im Streik. Als ihr Anführer, der Anwalt Aitzaz Ahsan, nach vier Monaten Haft und Hausarrest erstmals sein Anwesen in Lahore verließ, trug ihn die Menge jubelnd durch die Straßen. Ex-Kricketstar Imran Khan forderte, dass die PPP Ahsan zum Premier macht. Möglich wäre das. Ahsan gehört dem Führungszirkel der Bhutto-Partei an und gilt als einer der wenigen Hoffnungsträger.

Bei einem Anschlag auf eine Hochzeitsgesellschaft wurden am Freitag mindestens 13 Menschen getötet und mehr als zehn verletzt. Laut Polizei explodierte ein ferngezündeter Sprengsatz, als Fahrzeuge mit Hochzeitsgästen eine Straße im Swat-Tal im Nordwesten des Landes entlangfuhren. Christine Möllhoff

Christine Möllhoff

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