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Politik: Moderner Polizist

Der neue BKA-Chef Ziercke kommt aus Schleswig-Holstein

Von Robert Birnbaum

Von Günter Beling, Hamburg,

und Robert Birnbaum

Jörg Ziercke ist ein Mann mit sanft entschlossener Stimme und jeder Menge Erfahrung in Personalführung. Beides wird der 56-jährige Kriminalbeamte brauchen, wenn er jetzt vom Chefsessel der Polizeiabteilung im Kieler Innenministerium auf den derzeit ziemlich heißen Stuhl des Präsidenten des Bundeskriminalamts wechselt.

Es ist eine schwierige Aufgabe. Die künftigen Untergebenen erwarten nach ihrem erfolgreichen Aufstand gegen den Vorgänger von dem Neuen klare Vertretung ihrer Interessen. Ziercke zeigt sich diplomatisch aufgeschlossen: Ob, wie und in welchem Umfang ein Umzug von BKA-Teilen nach Berlin kommt, werde man sehen. Wobei Ziercke ebenso wie Dienstherr Otto Schily darauf pocht, dass – bei aller Rücksicht auf private und soziale Belange der Beschäftigten – letztlich nur „polizeifachliche Erwägungen“ den Ausschlag geben dürften. Als Vizepräsident steht ihm im BKA weiterhin Bernhard Falk zur Seite – Falk hatte wesentlich an dem Umzugsplan mitgearbeitet.

Ziercke selbst hat seinen Beruf, wie er sagt, „von der Pike auf“ gelernt und nimmt daher für sich in Anspruch, das Seelenleben eines Kriminalbeamten recht gut zu kennen. Nach dem Abitur ging er zur Bereitschaftspolizei und stieg durch Fortbildung und Studium zuletzt zum Kripo-Chef in Neumünster auf. Danach wechselte er als Personalreferent und Ausbildungsleiter der Landespolizei ins Kieler Innenministerium. Schily wurde auf ihn als Leiter des Arbeitskreises II der Konferenz der Innenminister aufmerksam. Seine Chefs in Schleswig-Holstein lassen ihn nicht gerne ziehen. Ziercke „war, ist und bleibt Motor bei der Verbesserung der Kriminalprävention“, lobt sein bisheriger Dienstherr Klaus Buß. Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) bezeichnet ihn als Vertreter einer „modernen Bürgerpolizei“.

Seine Aufgabe geht Ziercke gelassen an. „Ich bin davon überzeugt, dass es mir gelingen wird, die Mitarbeiter zu überzeugen“, sagt er. „Veränderungsresistenz wäre völlig atypisch für die Polizei.“ Schließlich geht er mit gutem Beispiel voran. Sein ganzes Leben hat der Lübecker in Schleswig-Holstein verbracht, und er macht keinen Hehl daraus, dass er im Land zwischen den Meeren auch verwurzelt bleiben will. Aber jetzt geht Ziercke nach Wiesbaden. Und wahrscheinlich zieht er eben doch bald nach Berlin.

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