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Wer macht was auf Twitter?

© dpa

Möglichkeiten und Grenzen von Twitter: Vollpfosten im Businessanzug

Der Grüne Jörg Rupp hat mit seinem Tweet gegen die Hamburger FDP einen Shitstorm ausgelöst. Doch auch andere haben sich bei dem Kurznachrichtendienst schon blamiert.

Twitter ist eine tolle Erfindung, eine Art rezeptfreie Wahrheitsdroge für jeden von uns. Sie gaukelt uns vor, sie könne in 140 Zeichen den Lichtenberg in uns allen erwecken – doch statt welterklärender Epigramme kommt oft nur peinliches Gestammel heraus. Twitter erweckt den Vollpfosten im Businessanzug und den Quatschkopf im Prada-Kostüm, ja, es ist, als könnte uns unser Smartphone plötzlich in die Seele gucken. Ich warne Neugierige ganz dringend vor der Benutzung – obwohl ich natürlich als Journalist gehalten bin, mich dort wie auf allen anderen sozialen Netzwerken fortwährend meiner Existenz zu versichern.

Vor ein paar Tagen hat Christina Kirchner, die umstrittene argentinische Präsidentin, ihre chinesischen Gastgeber mit einem Twitter-Späßchen begrüßt, das übersetzt etwa besagte: Es gehe ihnen wohl nur um Leis und Petloleum – ein Witz-Knallfrosch, der in Deutschland möglicherweise noch auf U6-Kinderfesten zündet, sonst aber von präsidialem Ernst so weit entfernt ist wie ein Handy vom Feldtelefon.

Kirchners Ruf allerdings ist ohnehin nicht mehr zu retten. Bei Jörg Rupp dagegen wäre vielleicht noch was zu machen gewesen. Der baden-württembergische Grüne, Mitglied im Landesvorstand, hat den Wahlerfolg der Hamburger FDP per Twitter so kommentiert: „muss man sich mal vorstellen: mit Titten und Beinen anstatt Inhalten. #fassungslos #fdp“.

Blamiert bei Twitter

Er hatte dabei noch Glück, den Vertrauensbonus eines Grünen zu genießen, denn ein FDP-Mann, sagen wir: Rainer Brüderle, wäre für diese Äußerung gegenüber, sagen wir: Claudia Roth, ohne Umschweife geteert und gefedert worden. Im Falle Rupps scheint sich die mediale Öffentlichkeit darauf verständigt zu haben, das als Ausrutscher abzuheften – aber Ärger hatte er trotzdem reichlich.

Blamiert bei Twitter: Dafür liefert eine einfache Google-Suche reichlich Beispiele. Blamiert haben sich Mesut Özil, die New Yorker Polizei, blamiert hat sich die von Katastrophen verfolgte Fluggesellschaft Malaysia Airways, die kürzlich die seltsame Frage verschickte: „Sie wollen weg und wissen nicht, wohin?“

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