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Politik: Möllemann greift Lambsdorff scharf an

Worte des Grafen „erinnern an Privilegien des Adels gegenüber seinen Knechten“ / Herausforderer des FDP-Politikers siegessicher

Berlin. Im Machtkampf zwischen Guido Westerwelle und Jürgen Möllemann haben sich die Konkurrenten um den FDP-Vorsitz in NRW, Amtsinhaber Möllemann und sein von Westerwelle gestützter Gegenkandidat Andreas Pinkwart, am Dienstag scharf angegriffen. Möllemann nannte es „infam“, dass Pinkwart – den er „Bewerber um die Funktion eines Kandidaten“ nannte – sich nicht klarer von Otto Graf Lambsdorff distanziert hatte. Dem Ehrenvorsitzenden Lambsdorff bescheinigte Möllemann, seine öffentlichen Zweifel an Möllemanns Geisteszustand erinnerten ihn an die „Privilegien des baltischen Adels gegenüber seinen Stiefelknechten“. Möllemann appellierte erneut an Westerwelle, sich auszusöhnen. Es sei „nicht hilfreich“, dass Pinkwart angedeutet habe, es sei sinnvoll, wenn ein anderer auch die Fraktion führe. Möllemann verteidigte sich mit Aussagen von Wahlforschern, wonach es „keinen negativen Möllemann-Effekt“ wegen des israelkritischen Flyers gegeben habe.

Pinkwart betonte im Gespräch mit dem Tagesspiegel seine Entschlossenheit. Er erwarte einen Sieg. Es gehe um die „Grundachsen“ des Liberalismus. Möllemann habe jede Vertrauensbasis unrettbar zerstört. Zu Spekulationen, Möllemann könne im Falle seiner Abwahl eine eigene, rechtspopulistische Partei gründen, sagte Pinkwart: „Wenn er wirklich damit spielt, erwarte ich, dass er es der Partei vorher klar sagt.“ Er sehe aber keine Anzeichen für solche Pläne. Pinkwart betonte, er würde an der Strategie 18 auch ohne Möllemann festhalten. Allerdings bedürfe es mehrerer Veränderungen. Pinkwart bekannte sich klar zur Unabhängigkeitsstrategie der Partei, sagte aber, dass in der Endphase eines Wahlkampfs ein „Wink in eine bestimmte Richtung“ hilfreich sein könne. Jetzt müsse in der FDP der „zweite Schritt des Generationswechsels“ vollzogen werden. Klare Themen- und Personen-Zuständigkeiten seien bislang zu wenig entwickelt worden. Zur Irak-Frage habe die Bundespartei zu undeutlich Position bezogen. Zu Möllemanns neuerlichen Angriffen sagte Pinkwart: „Dies ist nicht mein Politikstil.“

Beim Landesparteitag am kommenden Montag in Wesel soll nach Reden Möllemanns, Westerwelles und Pinkwarts getrennt über die Vertrauensfragen abgestimmt werden, die erst Möllemann und dann Pinkwart stellen. Chaos könnte entstehen, wenn Möllemann das Vertrauen entzogen werden sollte, Pinkwart es aber auch nicht erhält. Robert von Rimscha

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