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Mohammed-Karikaturen: Dänen entschuldigen sich

Nach massiven Protesten in arabischen Ländern hat sich eine dänische Zeitung für die Verletzung religiöser Gefühle durch die Veröffentlichung von Mohammed- Karikaturen entschuldigt. Auch Ministerpräsident Rasmussen äußerte sich.

Kopenhagen/Gaza-Stadt - Der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen distanzierte sich im Fernsehen erstmals öffentlich von den Zeichnungen. Rasmussen sagte: «Ich würde nie Bilder von Jesus oder Mohammed veröffentlichen, durch die andere gekränkt werden könnten.»

Die Zeitung «Jyllands-Posten» und der Regierungschef reagierten damit am Montagabend auf eine massive Zuspitzung des Konfliktes zwischen islamischen Ländern und Dänemark um die Mohammed-Karikaturen. Aus Protest gegen die von Muslimen als Gotteslästerung betrachteten satirischen Zeichnungen drangen nach Augenzeugenberichten in Gaza-Stadt bewaffnete Palästinenser in ein EU-Büro ein. Die radikal-islamische Hamas rief zum Boykott dänischer Produkte auf. Regierungsstellen in Oslo und Kopenhagen bestätigten, eine palästinensische Fatah-Gruppe habe alle Bürger aus den skandinavischen Ländern Dänemark, Norwegen und Schweden ultimativ zum Verlassen des Gazastreifens bis Dienstag aufgefordert.

Die EU-Kommission stellte sich in Brüssel hinter die dänische Regierung. Zwar hätten mehrere Kommissare schon erklärt, dass ihnen die Zeichnungen missfielen, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde. Die Karikaturen, seien aber Ausdruck der Meinungsfreiheit.

Das Außenministerium in Kopenhagen riet Dänen derweil von Reisen nach Saudi-Arabien ab und forderte zu «erhöhter Vorsicht» bei Aufenthalten in Ländern wie Ägypten, Algerien und Pakistan auf. Der dänische Lebensmittelkonzern Arla schloss wegen eines um sich greifenden Käuferboykotts eine Großmolkerei in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Für die 800 Mitarbeiter gebe es keine Arbeit, wenn man keine Produkte mehr absetzen könne, erklärte das Unternehmen. Konzernchef Peder Tuborgh sagte: «Ich glaube, dass wir in Dänemark die Dimension dieses Problems bisher nicht richtig begriffen haben.»

Der dänische Außenminister Per Stig Møller wollte den Konflikt auf die Tagesordnung eines Treffens mit seinen EU-Kollegen setzen. Vor seiner Abreise nannte Møller die Entwicklung «zutiefst beunruhigend». Nach Saudi-Arabien hatten am Wochenende auch Kuwait und Libyen ihre Botschafter in Kopenhagen aus Protest gegen die bereits vier Monate zurückliegende Veröffentlichung der zwölf Zeichnungen abgezogen.

In Libanon kritisierten Außenminister Fausi Salluch und die radikal-islamische Hisbollah-Bewegung die Haltung Dänemarks scharf. Die Regierung von Rasmussen hat sich in den vergangenen Jahren mit einer betont scharfen Ausländerpolitik zur Begrenzung der Zuwanderung aus Ländern der islamischen Welt profiliert.

(tso/dpa)

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