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Mohammed-Karikaturen: Deutsche Muslime gegen Gewalt

Die islamischen Spitzenorganisationen in Deutschland lehnen gewaltsame Reaktionen auf die umstrittenen Mohammed-Karikaturen ab. Die Bundesregierung wird sich nicht entschuldigen.

Hamburg/Berlin - «Ich appelliere an die Muslime, ihre ausgewogene Haltung zu bewahren», sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas, am Freitag. Zugleich kritisierten sowohl Elyas als auch der Islamrat die Darstellungen als Provokation und Entwürdigung.

Die Bundesregierung äußerte Verständnis dafür, dass sich Muslime verletzt fühlten. Kein Verständnis sei allerdings dafür vorhanden, dass Menschen mit Gewalt bedroht würden, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Freitag in Berlin. Es gebe auch keine Veranlassung für eine Entschuldigung der Bundesregierung, nur weil die zunächst in einer dänischen Zeitung erschienen Karikaturen auch von einigen deutschen Blättern nachgedruckt wurden.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) meinte am Rande eines Besuchs von Außenministern aus den baltischen Staaten in Berlin: «Sicher ist, dass der Streit um die Karikaturen Einfluss auf die Stimmung in arabischen Ländern hat.» FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt erklärte, es habe den Anschein, «dass es einigen protestierenden Moslems weniger um die Verletzung ihres Glaubens geht, als um die Absicht dieser Eiferer, einen medialen Erfolg bei ihren islamistischen Anhängern zu erzielen». Davon sollte sich der Westen nicht beeindrucken lassen.

"Gezielte Entwürdigung"

Der Zentralrats-Vorsitzende Elyas betonte, die zunächst in der dänischen Zeitung «Jyllands Posten» veröffentlichen Karikaturen zeigten den Propheten Mohammed als Mörder und Terroristen. «Das ist eine gezielte Entwürdigung. Das kann nicht im Namen der Kunst toleriert werden», stellte er fest. In einem Interview des Nachrichtensenders n-tv sagte er zusätzlich, es gehe nicht nur um die «bloße Abbildung des Propheten». Die dänische Zeitung, die «bekannt als ein rechtsradikales Blatt» sei, habe «wochenlang und monatelang» gezielt «islam- und fremdenfeindliche Hetze» betrieben.

Der Islamrat bezeichnete die Veröffentlichungen als Provokation. «Wir stehen zu der Idee der Pressefreiheit», sagte der Vorsitzende, Ali Kizilkaya. Die Verhöhnung von Glaubensinhalten gehe aber eindeutig über das von der Pressefreiheit geschützte Maß hinaus. Die Zeichnungen verletzten die religiösen Gefühle aller Muslime zutiefst.

Pressefreiheit oder Beleidigung?

Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland lehnte Gewaltaufrufe als Reaktion auf die Karikaturen ab. Der Bundesvorsitzende Kenan Kolat appellierte zugleich an die Medien, bei ihrer Berichterstattung auch auf die Sensibilität der Muslime Rücksicht zu nehmen. Die Pressefreiheit stehe «nicht im Widerspruch mit einer sensiblen Berichterstattung», betonte er. Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer erklärte, die Pressefreiheit sei «nicht gleichzusetzen mit einem Blankoscheck zur Verletzung religiöser Gefühle». Er erinnerte daran, dass sich auch Christen in der Vergangenheit «durch verunglimpfende Darstellungen religiöser Symbole verletzt gefühlt und Zurückhaltung angemahnt» hätten.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung, Bernd Schmidbauer, sagte dem Nachrichtensender N24: «Nein, wir können keine Gotteslästerung tolerieren, gleichgültig in welcher Religion.» Er verlangte: «Die Presse muss sich zurückhalten und Toleranz üben allen Religionsgemeinschaften gegenüber.» (tso/dpa)

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