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Mohammed-Karikaturen: Neue Proteste in der islamischen Welt

Die Karikaturen des Propheten Mohammed sorgen in der islamischen Welt weiter für helle Empörung. Die Proteste blieben am Freitag jedoch weitgehend friedlich und flauten im Vergleich zu den Massendemonstrationen der Vortage ab.

Amman/Ankara/Berlin - Nach den traditionellen Freitagsgebeten machten in asiatischen und arabischen Ländern Tausende von Muslimen ihrem Ärger Luft. In Iran, Jordanien, Malaysia, Sri Lanka, Afghanistan, Pakistan, Indien, Ägypten und im Gazastreifen gingen wieder zehntausende Menschen auf die Straßen. Lediglich in Bangladesch kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Dabei wurden mindestens 50 Menschen verletzt.

Der Bundestag rief im Streit um die Karikaturen zum friedlichen Miteinander der Kulturen auf. Redner aller Parteien verurteilten die Ausschreitungen in mehreren muslimischen Ländern. Der Karikaturenstreit war auch ein Thema eines Telefonats zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident George W. Bush am Donnerstag. EU-Chefdiplomat Javier Solana will sich in der kommenden Woche in mehreren islamischen Staaten um eine Entschärfung der Krise bemühen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier will Anfang kommender Woche bei einem Türkei-Besuch mit der Regierung in Ankara über das Thema sprechen. Ankara hatte sich im Karikaturen-Streit intensiv um Mäßigung bemüht. Auch in der Türkei protestierten einige Hundert Gläubige in zahlreichen Städten gegen die Karikaturen. Dabei wurden dänische, aber auch Flaggen anderer Länder verbrannt. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan rief indes Staatsmänner in aller Welt dazu auf, zu einem Abbau der Spannungen beizutragen.

Bei einem der größten Proteste gingen in Amman (Jordanien) 10 000 Menschen auf die Straße. Zu Protesten mit jeweils mehreren Hundert Menschen kam es auch in Malaysia, Sri Lanka und Afghanistan. In Indien, Pakistan, Ägypten und im Gaza-Streifen gingen jeweils mehrere tausend Muslime auf die Straße. Pakistans Gesundheitsminister Nasir Khan kündigte an, die Einfuhr von Medikamenten aus jenen europäischen Ländern zu verbieten, in denen die Karikaturen erschienen sind.

In Ägypten verboten die Behörden die aktuellen Ausgaben der deutschen Nachrichtenmagazine "Der Spiegel" und "Focus", weil sie einige der Zeichnungen im Zuge der Berichterstattung über die Kontroverse auszugsweise veröffentlicht hatten. "Focus" protestierte gegen diesen "eklatanten Eingriff in die Pressefreiheit".

Der Chefredakteur der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten", die mit dem Abdruck der Zeichnungen die Welle teils gewalttätiger Proteste ausgelöst hatte, kündigte Zurückhaltung seines Blattes an. "Jyllands- Posten" werde "nichts unternehmen, wodurch neues Benzin ins Feuer gegossen wird", schrieb Chefredakteur Carsten Just an die Leser. Juste hatte am Donnerstag seinen Kulturchef Flemming Rose in einen unbefristeten Zwangsurlaub geschickt, nachdem dieser den Abdruck von geplanten iranischen Holocaust-Karikaturen angekündigt hatte.

Die norwegischen Zeitschrift "Magazinet" entschuldigte sich am Freitag für die Wiedergabe der umstrittenen dänischen Karikaturen. Chefredakteur Vebjørn Selbekk sagte, er bedaure, dass er die "verletzende Wirkung" der Zeichnungen nicht vorher erkannt habe. Selbekk erhielt seit der Veröffentlichung mehr als 40 Morddrohungen. (tso/dpa)

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