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Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel wollen die CDU in der Mitte halten.

© Kay Nietfeld, dpa

Wer kann diesen Namen aussprechen?: AKK ist schon jetzt ein Problem

Für unsere europäischen Nachbarn ist die zukünftige CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer schon jetzt ein Problem. Nicht politisch, sondern sprachlich. Eine Kolumne.

Einspruch! Das können Sie uns nicht antun, Frau Merkel! Sie können doch nicht eine Frau als Nachfolgerin vorschlagen, deren Namen wir Franzosen, Engländer, Italiener, kurz, wir anderen Europäer niemals werden aussprechen können! Sobald man den Rhein überquert, fangen die Schwierigkeiten für Annegret Kramp-Karrenbauer an. Die Elsässer können damit vielleicht noch umgehen. Aber kaum ist die blaue Linie der Vogesen überschritten, klingt der Name wie ein Maschinengewehr.

Ich höre doch genau, wie die Franzosen sich verrenken, seit sie zur Generalsekretärin der CDU ernannt wurde, Hauptsache, sie müssen sie nicht bei ihrem Namen nennen: die Saarländerin; die in Pink neben Frau Merkel in Grasgrün auf dem Foto der gemeinsamen Pressekonferenz; Merkels Favoritin … Ja, stimmt schon, wir sind nicht besonders begabt für Fremdsprachen. Aber was zu viel ist, ist zu viel! Denken Sie nur an die europäischen Gipfeltreffen, die internationalen Konferenzen. Ich bin sicher, dass alle europäischen Staatschefs heimlich in ihren Büros üben. Sie holen tief Luft, 1, 2, 3, los geht’s: ANEÛ GRÉT KRAMMMP KA REÛN BA-OU WOER. Sie verhaspeln sich, verheddern sich, entschuldigen sich, sprechen den unaussprechbaren Namen von Neuem falsch aus. Keine Chance. Ich flehe Sie an, Frau Merkel: Finden Sie eine Lösung!

Erinnerungen an zweifelhafte Persönlichkeiten

Natürlich hat sich sofort ein Weg gefunden, das Problem zu umgehen. Kaum nominiert, hieß sie schon AKK. Schließlich haben JFK und YSL denselben Trick angewandt. Außerdem passt AKK besser in eine Schlagzeile. Doch Initialen verheißen oftmals nichts Gutes. AKK erinnert an AKW … Und ich höre immer nur FKK. Das geht wohl gar nicht für eine zukünftige Kanzlerin! Aber vor allem erinnert es an die zweifelhaften Persönlichkeiten, die man herablassend bei ihren Initialen nennt. Von AKK zu DSK ist nur ein Klangschritt. Dabei hat die tugendhafte Saarländerin nun wirklich nichts mit unserem Dominique Strauss-Kahn zu tun, der angeklagt war, eine New Yorker Hotelangestellte sexuell genötigt zu haben. Oder mit KT, der seine Doktorarbeit abgeschrieben hat. Wir können im Übrigen dankbar sein, dass Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp … niemals darauf bestanden hat, bei seinem vollen Namen genannt zu werden.

Annegret Kramp-Karrenbauer jedenfalls bricht alle Zungenbrecher-Rekorde. Gemessen an Merkels Kronprinzessin ist Kim Jong Un ein Kinderspiel. Puigdemont, kein Problem, und Weinstein (warum eigentlich „-stin“ und nicht „-stein“ wie in Einstein?): ein Witz. Mich überkommt sogar eine Welle der Zärtlichkeit für Richard von Weizsäcker. Dabei hat er den Stenotypistinnen in den Pariser Redaktionen das Leben schwer gemacht. Als er Präsident war, gab es noch kein Internet. Die Auslandskorrespondenten diktierten ihre Texte ins Telefon. Meine damalige Stenotypistin hieß Annie, die jedes Mal stöhnte: „Wie schreibt man das?“ W wie Waterloo, E wie Elisabeth, I wie Isabelle, und ab da war sie verloren: S wie Susanne vor Z wie Zoo, oder erst Z, dann S, oder was jetzt? Erschöpft vom deutschen Präsidenten ging Annie in den wohlverdienten Ruhestand. Heute überträgt mein Laptop mit einem Klick eine absolut korrekte Annegret Kramp-Karrenbauer auf die Redaktionsbildschirme in Paris. Aber die armen Radio- und Fernsehjournalisten! Was für eine Qual! Das waren noch Zeiten, als Elmut Kôl, Gérard Schreûdère und Anjèla Merkèle uns so glatt über die Lippen gingen.

Übersetzt aus dem Französischen von Odile Kennel.

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