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Der Eingang des Rheinbades.

© Marcel Kusch/dpa

"Monitor"-Recherchen Polizeieinsatz im Rheinbad: Randale ohne Randale

Der angebliche Krawall von "nordafrikanischen" Jugendlichen in einem Düsseldorfer Freibad fand offenbar gar nicht statt. Das zeigen Recherchen der ARD.

Die „Tagesthemen“ haben am 29. Juli, wie andere Medien auch, einen Beitrag zum Thema „Krawalle im Rheinbad Düsseldorf“ gebracht. Wie umgehen mit randalierenden Jugendlichen, fragte die ARD-Sendung. Nun aber deckte eine Recherche des ARD-Politikmagazins „Monitor” auf, dass die Informationen über den Polizeieinsatz im Freibad drei Tage zuvor stark übertrieben waren und eine falsche Tätergruppe angeprangert wurde.

In dem am Donnerstag ausgestrahlten Bericht erzählt ein Zeuge von einer harmlosen Situation in der lediglich ein paar Jugendliche für kurze Zeit die Rutsche blockierten. „Das hat für mich eher wie ein jugendlicher Scherz gewirkt“, sagt der Zeuge. Auch der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) spricht nach Sichtung der Überwachungskameras von einem „lebendigen Badebetrieb“. Zuvor hatte er noch von „Bandenkriminalität von nordafrikanischen Tätern“ gesprochen.

Am 26. Juli war die Polizei in das Freibad gerufen worden, mit der Begründung eine große Gruppe Jugendlicher hätte eine Rutsche blockiert. Das Bad wurde wenig später geräumt, das dritte Mal innerhalb eines Monats. Ein Polizeisprecher berichtete anschließend von „50 bis 60 Jugendlichen nordafrikanischen Typus“. Viele Medien griffen das Thema auf, darunter auch tagesspiegel.de, und sparten die mutmaßliche Herkunft der mutmaßlichen Täter nicht aus.

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Als zwei Tage später ein acht Jahre altes Kind von einem in der Schweiz lebenden Eriträer auf die Gleise am Frankfurter Bahnhof geschubst und von einem hereinfahrenden Zug getötet wurde, entzündete sich eine Debatte über Ausländerkriminalität, Sicherheit und Grenzschutz.

Innenminister Horst Seehofer unterbrach seinen Urlaub und gab eine Pressekonferenz. Darin sprach er über ein „sehr angespanntes“ Sicherheitsgefühl in Deutschland und verwies unter anderem auf die „Tumulte von Jugendlichen im Düsseldorfer Rheinbad“. Am vergangenen Sonntag marschierte eine Gruppe von etwa 50 rechten „Aufpassern“ vor dem Rheinbad auf. Die Polizei rückte mit zehn Streifenwagen an und nahm die Personalien zahlreicher Teilnehmer auf.

Bei näherem Betrachten bleibt allerdings von den angeblichen Tumulten im Freibad nicht mehr viel übrig: Nach „Monitor”-Recherchen gibt es laut Polizeiinformationen zwei Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung und Bedrohung – und das gegen zwei Deutsche.

Joana Nietfeld

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