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Bundesinnenminister Horst Seehofer (Archiv).

© REUTERS/Annegret Hilse

Mord an Georgier im Tiergarten: Seehofer rechnet mit Kooperation Russlands

Der Hauptverdächtige im Mordfall schweigt, die deutschen Behörden bemühen sich um Aufklärung. Seehofer ist zuversichtlich, dass Russland seine Blockade lockert.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zeigt sich zuversichtlich, dass Russland bei den Ermittlungen zum Mord an einem Georgier in Berlin doch noch kooperieren wird. „Es gibt die begründete Hoffnung auf eine Unterstützung unsere Ermittlungen und auf belastbare Hinweise von der russischen Seite“, sagte er dem „Spiegel“. Es gebe bereits erste Zeichen, dass die Russen die Blockadehaltung gegenüber den deutschen Ermittlern aufgäben. „Unsere Behörden nutzen ihre verlässlichen Kanäle zu den russischen Partnern.“ Details wollte Seehofer nicht nennen.

Der Mord an dem Georgier hat einen heftigen diplomatischen Schlagabtausch zwischen Berlin und Moskau ausgelöst. Denn die Mordermittlungen sind mittlerweile zur hochbrisanten Polit-Affäre geworden. Es gebe so nach „Spiegel“-Recherchen zahlreiche Indizien, dass der Täter mithilfe von staatlichen Stellen nach Berlin reiste. So findet sich der angebliche Name des Täters erst seit 2015 in russischen Datenbanken, sein Reisepass war quasi druckfrisch und ähnelt Papieren, die für Agenten des russischen Militärgeheimdienst GRU ausgegeben werden. Seine Wohnanschrift in Sankt Petersburg stimmt nicht, sein Visa-Antrag führt zu einer Firma, die dem GRU zugerechnet wird. Vieles spricht also für eine vorgetäuschte Identität.

Mutmaßlicher Täter schweigt bislang

Da die russische Seite sich bei den Ermittlungen unkooperativ zeigte, wies Deutschland Anfang Dezember zwei russische Diplomaten aus. Im Gegenzug verfügte Moskau, dass zwei deutsche Diplomaten Russland verlassen müssen.

Der 40-jährige Georgier, der in der russischen Teilrepublik Tschetschenien auf Seite der Separatisten gekämpft haben soll, war am 23. August in Berlin erschossen worden. Der mutmaßliche Täter, ein Russe, sitzt in Untersuchungshaft und schweigt. Ein sehr ähnlicher Mord hatte sich laut „Spiegel“ bereits 2014 in Russland ereignet. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt staatliche Stellen in Russland oder der Teilrepublik Tschetschenien, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.

Nach „Spiegel“-Informationen war ein hochrangiger Sicherheitsbeamter vor rund zwei Wochen nach Moskau gereist und hatte dort auf Mithilfe bei den Ermittlungen gedrängt. Seitdem hoffe die Bundesregierung, über diesen Kanal Informationen zu erhalten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den erschossenen Georgier als „Banditen“ und „Mörder“ bezeichnet. (dpa)

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