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Die russische Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa. ist gestorben.

© Maxim Shipenkov/EPA/dpa

Moskau: Russland trauert um Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa

Sie galt als Stimme für Freiheit und Demokratie. Nun ist die wohl bekannteste Menschenrechtlerin des Riesenreiches gestorben.

Russland trauert um die verstorbene Menschenrechtlerin und Kremlkritikerin Ljudmila Alexejewa. Sie sei nach schwerer Krankheit im Alter von 91 Jahren in Moskau gestorben, teilte der Menschenrechtsrat des russischen Präsidenten Wladimir Putin am Samstag mit. Dem Gremium gehörte Alexejewa bis zuletzt an - trotz ihrer offenen Kritik am Kreml etwa angesichts zunehmender Repressionen gegen die russische Opposition. „Das ist ein schrecklicher Verlust für die gesamte russische Menschenrechtsbewegung“, sagte der Vorsitzende des Rates, Michail Fedotow, der Mitteilung zufolge.

Alexejewa war eine der bekanntesten Bürgerrechtlerinnen Russlands. Sie galt als Grande Dame der Menschenrechtsbewegung in ihrer Heimat. Sie war international und auch in Russland hoch angesehen. Zu ihrem 90. Geburtstag hatte ihr Putin persönlich gratuliert und sie in ihrer Moskauer Wohnung besucht.

Gemeinsam mit dem Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow gründete sie 1976 die Moskauer Helsinki-Gruppe, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzte. Dafür musste sie ins Exil.

Seit 2004 war sie Mitglied im Menschenrechtsrat. 2012 war sie aus Protest gegen die Kremlkritik ausgetreten, drei Jahre später kehrte sie zurück. Die Aktivistin formulierte ihre Kritik offen, bezeichnete den Tod des Oppositionellen Boris Nemzow als „furchtbaren politischen Mord“. Vor einigen Jahren wurde sie bei einer Demonstration festgenommen. Immer wieder schaltete sie sich wortstark in Diskussionen ein und scheute auch nicht davor zurück, die Politik des Kremls anzuprangern. Sie kritisierte die Annexion der Halbinsel Krim, auf der sie 1927 geboren wurde, als Völkerrechtsbruch und „Schande“.

Putin würdigt Arbeit der Aktivistin

Putin würdigte nach Angaben seines Sprechers die Arbeit der Aktivistin. „Der Präsident schätzt den Beitrag von Ljudmila Alexejewa für die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Russland sehr“, sagte Putins Vertrauter, Dmitri Peskow. Putin habe ihre Positionen in vielen Fragen des Landes hoch respektiert. Das russische Innenministerium teilte mit, Alexejewa bleibe als Beispiel für Barmherzigkeit, Weisheit und grenzenloser Hingabe in Erinnerung.

Auch Regierungschef Dmitri Medwedew sprach der Familie Alexejewas sein Beileid aus. Für Alexejewa habe es „keine Tabuthemen“ gegeben, schrieb er auf Facebook. „Sie fürchtete sich nicht davor, zu sprechen, wenn andere schwiegen.“

Bundesaußenminister Heiko Maas würdigte Alexejewa als eine große Russin, eine tapfere, unbeugsame Streiterin für Recht und Freiheit. „Ihr bis ins hohe Alter unermüdlicher Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte hat den Menschenrechtsdiskurs in der Sowjetunion und dann in Russland entscheidend geprägt“, erklärte der SPD-Politiker. „Ihr Wirken war und ist Inspiration für Menschenrechtsanwälte in Russland und weltweit.“

Bis kurz vor ihrem Tod hatte sich Alexejewa für den Aktivisten Lew Ponomarjow eingesetzt, der wegen des Aufrufs zu nicht genehmigten Protesten zu einer Arreststrafe verurteilt worden war. Sie habe mit ihrer Assistentin noch kurz vor ihrem Tod darüber gesprochen, wie man anderen Menschen helfen könne, hieß es.

„Für viele war und bleibt sie die Seele der Menschenrechtsbewegung“, teilte die Moskauer Helsinki-Gruppe mit. „Eine Ära geht zu Ende“, sagte ihr Kollege Waleri Borschjow der Agentur Interfax. Alexejewa sei ihren Werten und Traditionen stets treu geblieben. „Sie hat die Menschenrechtsbewegung der Sowjetzeit fortgesetzt.“ Die Gruppe werde ihre Arbeit weiterführen. (dpa)

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