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Murat Kurnaz: "Deutsche haben mich misshandelt"

Der nach Guantánamo verschleppte Bremer Türke Murat Kurnaz ist nach eigenen Angaben in der Haft in Afghanistan von deutschen Soldaten misshandelt worden.

Berlin - Kurnaz sagte dem Hamburger Magazin "Stern", er sei in einem geheimen US-Gefängnis in Afghanistan von US-Militärs gefoltert worden. Doch sei er auch von deutschen Soldaten misshandelt worden: "Ich war noch keine zwei Wochen dort, da wurde ich abends hinter zwei Lastwagen geführt. Es hieß, zwei deutsche Soldaten wollten mich sehen. Sie trugen Camouflage-Uniformen, das Tarnmuster war aus kleinen Punkten zusammengesetzt, wie vom Computer gemacht, und sie trugen die deutsche Flagge am Ärmel." Dann habe er sich hinlegen müssen, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Der eine habe ihn an den Haaren hochgezogen und gesagt: "Weißt Du, wer wir sind?" Der Mann habe angegeben: "Wir sind die deutsche Kraft." Kurnaz fügte hinzu: "Er hat jedenfalls meinen Kopf auf den Boden geschlagen, und die Amerikaner fanden das lustig."

Bei den deutschen Soldaten handelte es sich nach Angaben des "Stern" aller Wahrscheinlichkeit nach um Angehörige der Elite-Einheit Kommando-Spezialkräfte (KSK). Sie seien damals die einzigen deutschen Soldaten im afghanischen Kandahar gewesen, wo das Gefängnis gewesen sei. Nach zwei Monaten in Afghanistan war Kurnaz von US-Militärs in das Gefangenenlager nach Guantánamo gebracht worden. Wie der "Stern" weiter berichtete, wurde Kurnaz dort auch von Beamten des Bundesnachrichtendienstes (BND) und mehrmals von einem Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) besucht und vernommen.

Der FDP-Innenexperte Max Stadler forderte die Bundesregierung auf, zu den Vorwürfen unverzüglich öffentlich Stellung zu beziehen. Es reiche nicht aus, Erklärungen dazu nur im geheim tagenden Parlamentarischen Kontrollgremium abzugeben.

Kurnaz war im Dezember 2001 in Pakistan festgenommen und erst Ende August diesen Jahres aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo entlassen worden, obwohl angenommen wurde, dass er unschuldig sei. Er lebt inzwischen wieder in Bremen. (tso/AFP/ddp)

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