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Politik: Mut zum Recht

Die Kanadierin Louise Arbour wird UN-Menschenrechtskommissarin

Es ist kein leichtes Amt, dass sie antritt. Aber wenn es eine geeignete Nachfolgerin für Sergio Vieira de Mello, dem im Irak getöteten UN-Menschenrechtskommissar gibt, dann mit Sicherheit Louise Arbour. Die kanadische Juristin hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, den sie auch gegen Widerstände durchsetzt. Als Chefanklägerin des Jugoslawien-Tribunals klagte sie im Mai 1999 den damaligen serbischen Premier Slobodan Milosesvic an – trotz heftiger Kritik einzelner westlicher Staaten, sie störe die Friedensverhandlungen im Kosovo-Konflikt. „Ich will nicht naiv wirken, aber ich glaube an das Gesetz“, sagte sie damals.

Schon in den Jahren zuvor hatte die Vorgängerin von Carla del Ponte keine politischen Rücksichten genommen. 1997 prangerte sie Frankreich an, als sie den Eindruck hatte, Paris rücke wichtige Dokumente nicht heraus, und die französischen Truppen in Bosnien arbeiteten nur zögerlich mit dem Tribunal zusammen. Kurz vor ihrem Antritt in Den Haag hatte sie in Ontario eine Untersuchung von Missständen in einem Gefängnis geleitet, die eine Neuordnung des Frauenstrafvollzugs einleitete.

Ihre unerschrockene Haltung hat ihr Renommée gefördert. Kurz nachdem Abour die erste Anklage gegen einen amtierenden Staatschef wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhoben hatte, verließ sie den Jugoslawien-Gerichtshof wieder. Und zwar, um auf Wunsch von Premierminister Jean Chretien Vorsitzende Richterin am Obersten Gerichtshof Kanadas zu werden.

Die 57-jährige Frankokanadierin galt und gilt in Ottawa als Traumbesetzung. Doch der internationalen Gemeinschaft ist sie stets verbunden geblieben. So hat sich die dunkelhaarige Frau mit der klangvollen Stimme auch immer für den Internationalen Strafgerichtshof eingesetzt, der jetzt in Den Haag arbeitet. In ihrer neuen Rolle als Menschenrechtskommissarin wird sie kaum davor zurückschrecken, sich mit einzelnen Mitgliedstaaten der UN anzulegen – auch mit den Vereinigten Staaten. Und auch privat kann sie eigene Wege gehen. Die frühere Klosterschülerin hat nie geheiratet – aber hat mit ihrem langjährigen Partner, dem Staatsanwalt Larry Taman, zwei Töchter und einen Sohn.

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