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Politik: Mut zur Mutter

Die CDU-Bundestagsfraktion sucht Christliches und findet das Konservative

Berlin - In einer Krise entdecken Menschen den Glauben, die CDU bildet da keine Ausnahme: Während Umfragen der Partei einen historischen Tiefstand attestieren und Gerüchte über eine mögliche neue konservative Partei die Runde machen, beschäftigte sich die CDU-Bundestagsfraktion auf einem Kongress in Berlin mit der Bedeutung des „C“ in ihrem Parteinamen. Denn vor allem der rheinische Katholizismus, aber auch die konservativen Protestanten zählten einstmals zu den Stammwählern. Sie zurückzugewinnen, steht ganz oben auf der Agenda der 31-Prozent-Partei.

„Das ’C’ ist für uns Programm“ lautete der Titel der Veranstaltung, zu der CDU-Fraktionschef Volker Kauder unter anderem den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, und den amtierenden EKD-Ratsvorsitzenden, den rheinischen Präses Nikolaus Schneider, eingeladen hatte. Was das praktisch bedeutet, machte Kauder gleich in seinem Eröffnungsstatement deutlich: Der Politiker forderte Respekt für Mütter, „die ihre Kinder zu Hause betreuen“, nannte die jährlich 150 000 bis 200 000 Abtreibungen in Deutschland „bedrückend“ und betonte den Vorrang der Ehe zwischen Mann und Frau. „Und das ist für uns nicht etwas besonders Konservatives, sondern ausschließlich das Ergebnis dessen, was wir aus der Heiligen Schrift erfahren“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende. Damit übernahm Kauder Forderungen, die sonst vor allem von Christen am konservativen Rand der beiden großen Kirchen vertreten werden. Kirchlicher Mainstream sind sie nicht. Und auch in der Diskussion mit den beiden Bischöfen musste der CDU-Fraktionsvorsitzende erleben, wie sehr sich die Union und die Kirchen entfremdet haben. „Die Zeit, in der sich die Christen nur in der CDU engagiert haben, ist längst passé“, sagte Zollitsch. Die Union habe keine Deutungshoheit über den Begriff des Christlichen. Und Schneider äußerte sich kritisch zur geplanten Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke.

Doch so sehr die Bischöfe Zurückhaltung zeigten: Bei den Vertretern der Konservativen in den Kirchen rannte Kauder offene Türen ein. Am Montag waren sie zahlreich vertreten, vom Bevollmächtigten der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz der Bundesregierung, Wolfgang Baake, erhielt er ebenso Applaus wie vom Pressesprecher der Mormonen. Und am Mittwoch wird Kauder von den konservativen Christen sogar ausgezeichnet: In der Französischen Friedrichstadtkirche erhält er dann den „Goldenen Kompass“ eines christlichen Medienverbandes – als Dank für sein Eintreten für die Religionsfreiheit, beispielsweise der von Christen in der Türkei. Benjamin Lassiwe

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