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Mutmaßlicher Kriegsverbrecher: Kroatischer Ex-General festgenommen

Der wegen Kriegsverbrechen gesuchte kroatische Ex-General Ante Gotovina ist auf den Kanarischen Inseln festgenommen worden. Gotovina war seit Jahren auf der Flucht.

Santa Cruz/Zagreb/Belgrad - Nach vier Jahren auf der Flucht ließ sich der 50-Jährige am Mittwochabend auf der Kanaren-Insel Teneriffa widerstandslos festnehmen. Als Kommandeur der «Operation Sturm» gegen aufständische Serben 1995 muss Gotovina sich vor dem UN-Tribunal in Den Haag wegen schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten, auch für den Tod von 150 serbischen Zivilisten.

UN-Anklägerin Carla del Ponte machte die Verhaftung Gotovinas am Donnerstag bei einem Aufenthalt in Belgrad bekannt. Die spanischen Behörden und das UN-Gericht bestätigten diese Angaben später. Der ehemalige Fremdenlegionär und Karriere-Offizier sollte noch am Abend einem Richter in Madrid vorgeführt werden. Seine Überführung nach Den Haag dürfte sehr kurzfristig erfolgen, ein Auslieferungsverfahren ist nach spanischen Angaben nicht erforderlich.

Del Ponte dankte den kroatischen und spanischen Behörden für die Zusammenarbeit bei der Aktion. Sie hatte noch im Oktober unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen behauptet, Gotovina verstecke sich in einem Franziskanerkloster in Kroatien oder in Bosnien-Herzegowina. Del Ponte beschuldigte sogar den Vatikan, nicht mit dem Tribunal kooperieren zu wollen.

Gotovina zählte seit langem zu den vom Tribunal am dringendsten gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrechern. Del Ponte ermahnte erneut die Belgrader Behörden, die beiden meistgesuchten Angeklagten, den früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und dessen Militärchef Ratko Mladic, zu verhaften. Es sei ein «Skandal», dass sie immer noch frei seien, sagte Del Ponte. Sie werde deshalb in der kommenden Woche dem UN-Sicherheitsrat einen negativen Bericht über die Zusammenarbeit Serbien-Montenegros mit dem UN-Tribunal vorlegen. Serbien bestreitet, Informationen über die Verstecke der beiden zu haben.

Die EU-Kommission in Brüssel begrüßte ebenfalls die Festnahme Gotovinas als wichtigen Schritt für den Frieden auf dem Balkan. Auch für Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer ist das «eine gute Nachricht». Der kroatische Regierungschef Ivo Sanader sagte, dies sei der Beweis für die Glaubwürdigkeit des kroatischen Staates, dessen Führung immer wieder betonte hatte, Gotovina halte sich nicht in der Heimat versteckt. Ähnlich äußerte sich auch Präsident Stjepan Mesic.

Gotovina wurde am späten Mittwoch in einem Vier-Sterne-Hotel im Touristenort Playa de las Américas im Süden Teneriffas verhaftet. Er habe gefälschte Papiere bei sich gehabt, hieß es. Die spanische Polizei habe ihn schon seit Tagen auf seinen Wegen über mehrere Inseln verfolgt. Gegen Gotovina lag ein vom UN-Gericht ausgestellter internationaler Haftbefehl vor.

In Den Haag wird er voraussichtlich in das UN-Gefängnis im Ortsteil Scheveningen eingeliefert werden. Üblicherweise werden die Angeklagten dann binnen kurzer Zeit erstmals einem Richter vorgeführt und können erklären, ob sie auf schuldig plädieren oder nicht. Sie können sich dafür aber auch bis zu 30 Tage Zeit lassen. Bis zum Prozessbeginn dürfte nach Erfahrungen mit anderen Fällen sicher mehr als ein Jahr verstreichen. (tso/dpa)

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