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Politik: Mysteriöse Diebstähle in der L’Oréal-Affäre

Paris - Mehrere Einbrüche bei Journalisten, die an der Aufklärung der Affäre um die L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt arbeiten, lassen bei französischen Medien den Verdacht entstehen, es könnte sich um Einschüchterungsversuche handeln. Nachdem Anfang des Monats aus den Büros des Internet-Informationsdienstes Mediapart zwei Computer und zwei CD-ROM gestohlen worden waren, meldete die Zeitung „Le Monde“ zu Beginn der Woche einen ähnlichen Vorfall.

Paris - Mehrere Einbrüche bei Journalisten, die an der Aufklärung der Affäre um die L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt arbeiten, lassen bei französischen Medien den Verdacht entstehen, es könnte sich um Einschüchterungsversuche handeln. Nachdem Anfang des Monats aus den Büros des Internet-Informationsdienstes Mediapart zwei Computer und zwei CD-ROM gestohlen worden waren, meldete die Zeitung „Le Monde“ zu Beginn der Woche einen ähnlichen Vorfall. Unbekannte waren in die Wohnung ihres mit der Affäre betrauten Redakteurs Gérard Davet eingedrungen und hatten dessen Computer und ein Navigationsgerät mitgehen lassen. Das Gleiche widerfuhr Hervé Gattegno, dem Spezialisten für die Affäre bei „Le Point“, dessen Computer vergangene Woche aus den Redaktionsräumen entwendet wurde.

Bei Mediapart glaubte man zunächst an einen gewöhnlichen Einbruch. Doch jetzt heißt es, „dass es sich nicht um isolierte Akte handelt“, wie Jean-Pierre Mignard, der Anwalt des Informationsdienstes, sagt. Beide Medien hatten im Juni Auszüge aus Gesprächen zwischen der Milliardärin und ihrem Vermögensverwalter veröffentlicht, die ein Butler heimlich angefertigt hatte, und damit die politische Seite der Affäre enthüllt. Es entstand der Verdacht der Steuerhinterziehung und illegaler Spenden für Präsident Sarkozys Wahlkampf. Eric Woerth, heute Arbeits-, früher Budgetminister und Schatzmeister der Regierungspartei UMP, wurde Begünstigung im Amt vorgeworfen.

Als Woerth durch die Veröffentlichung in „Le Monde“ in Erklärungsnot geriet, setzte die Polizei ohne richterlichen Auftrag den Inlandsgeheimdienst DCRI an, um anhand von Telefonlisten die Quelle des Redakteurs Davet ausfindig zu machen. Eine weitere illegale Aktion des DCRI veranlasste der Staatsanwalt von Nanterre gegen die mit der Affäre Bettencourt befasste Richterin, um ihr Kontakte zu dem Redakteur, also eine Verletzung des Dienstgeheimnisses, nachzuweisen. In beiden Fällen hat „Le Monde“ wegen Verstoßes gegen das Gesetz über den Informantenschutz Anzeige erstattet. Mediapart glaubt an Einschüchterung. Schon jetzt sei kaum noch eine Quelle mehr auskunftbereit. Hans-Hagen Bremer

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